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08.03.12 Das Dow/Ölpreis-Ratio

von Miriam Kraus... Nachdem wir uns ja gestern mit dem Nachfragefaktor im Ölpreis beschäftigt hatten und ich Ihnen geschrieben habe, dass ich einen ganz anderen Nachfragefaktor für viel bedeutsamer halte, werfe ich Ihnen heute gleich zu Beginn meine These an den Kopf: der wohl wichtigste Nachfragefaktor, der die Ölpreise seit Jahren unterstützt, ist die lockere Politik der Notenbanken.

Der generöse Umgang mit Liquidität, sei es durch die ersten beiden QE-Programme der FED und den anschließenden Twist, die EZB-Tender oder die wieder begonnene und in diesem Jahr zu erwartende Ausweitung der Lockerung der Peoples Bank of China, sei es durch die vielen Niedrigzinsen oder die Liquiditätsflut der Bank of England - all das mag zwar keinen extremen Wirtschaftsboom auslösen, aber es unterstützt die Asset-Klassen fast durch die Bank weg und damit natürlich auch die Ölpreise.

Sehen wir uns folgenden Chart an, der die Entwicklung des Dow Jones Industrial Index ins Verhältnis zur Entwicklung des WTI-Ölpreis setzt:

Das Dow/Ölpreis-Ratio

Quelle: stockcharts.com

Das Dow/Öl-Ratio liegt aktuell bei 122.

Was sagt uns das?

Nun, zum einen, dass man aktuell mit 122 Barrel WTI-Öl den gesamten Dow Jones Index kaufen kann (oder ein Dow Jones rund 122 Barrel einbringt), doch wichtig wird dieses Verhältnis natürlich erst, wenn wir noch weiter darüber nachdenken.

Das historische durchschnittlich Dow/Ölpreis-Ratio liegt bei 200.

Davon ausgehend könnten wir jetzt annehmen, dass der Ölpreis im Vergleich zum Dow Jones aktuell eigentlich zu teuer ist. Auf der anderen Seite gab es im Laufe der letzten Jahrzehnte natürlich noch ganz andere Extremwerte. Zu Beginn des Jahrtausends zum Beispiel, als Öl langsam das Ende seines Bärenmarktes und die Technologie-Blase ihr Hoch erreichte, lag das Verhältnis von Dow zu Öl bei sage und schreibe 830. Umgekehrt findet sich Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre mit den Ölkrisen und einem echten allein durch den Angebotsfaktor (in einem wirtschaftlich schwachen Umfeld) getriebenen Ölpreis ein anderer Extremwert bei 20. Soll heißen: in extremen Zeiten konnte man mit einmal Dow Jones Index entweder 830 oder nur 20 Barrel Öl kaufen. Dies aber nur als Anmerkung, denn wir wollen uns ja nicht mit den außergewöhnlichen Extremwerten aufhalten.

Vom normalen Durchschnitt der vergangenen 50 Jahre aus betrachtet, wäre Öl aktuell im Vergleich zum Dow Jones etwas zu teuer.

Doch wenn Sie den obigen Chart betrachten, dann sehen Sie, dass das Verhältnis eigentlich seit Jahren konstant sinkt - und das tut es eigentlich auch schon seit Beginn des Jahrtausends.

In meinen Augen gibt es dafür einen ganz bestimmten Grund: die immer wieder lockere Politik der Notenbanken und das Wachstum von Liquidität im System.

Der Ölpreis und die Notenbanken

Wenn Sie sich noch einmal die Grafik im 1.Teil ansehen, dann wird Ihnen bestimmt als erstes der Ausbruch nach unten, zu Beginn des vergangenen Jahres (bis April 2011) auffallen. Damals fiel das Dow/Ölpreis-Ratio bis auf 110 und markiert damit sicher auch eine fröhliche Übertreibung im Ölpreis.

Nur...interessanterweise haben die Ölpreise aktuell schon wieder fast das Preisniveau vom April des vergangenen Jahres erreicht. Trotzdem steht das Dow/Ölpreis-Verhältnis heute höher.

Dafür gibt es nun zwei Erklärungen, die auch eine Interpretation der aktuellen Lage zulassen:

  • entweder die Übertreibung im Ölpreis ist aktuell gar nicht so hoch wie angenommen
  • oder es besteht eine Übertreibung in allen Asset-Klassen

Die wahrscheinlichste Antwort ist vermutlich eine Kombination aus beidem. Der ständige Anstieg von Liquidität, muss sich auch in der Entwicklung der Asset-Klassen wiederfinden und weil die Phase der lockeren Geldpolitik noch längst nicht beendet ist, bzw. in Europa und China erst wieder angefangen hat und sich sicher fortsetzen wird, wird dieser Nachfragefaktor aus der Preisentwicklung auch nicht einfach verschwinden.

Das heißt aber nicht, dass nach der letzten Rallye-Phase nicht auch eine Korrektur (wie groß oder klein auch immer) angebracht wäre.

Das heißt aber auch, dass es ab irgend einem Preislevel eine gute Unterstützung geben sollte, die dann im Ölpreis vor allem die Nachfragefaktoren beinhaltet.

Auf welchem Preislevel diese Unterstützung liegt?

Nun, ich halte es da einmal mit dem saudischen Ölminister Ali Al-Naimi, der da sagte, dass Saudi-Arabien durchaus ein Preisziel bei 100 USD pro Barrel anstrebt. Und dass die Kontrollmacht der OPEC über die Ölpreise, insbesondere auch im angespannten Angebotsumfeld, wieder steigt, muss ich ja eigentlich nicht extra erwähnen.

Der weitere springende Punkt ist: mit diesem Preislevel, das vor Jahren noch zu einem Ölpreis-Schock geführt hätte, hat der Markt mittlerweile keine nennenswerten Probleme mehr. Soll heißen, auf diesem Preislevel kommt es sicher nicht zu einem Nachfrageeinbruch aufgrund gestiegener Preise, wie das letzte Jahr beweist.

(...den Notenbanken sei Dank...;-))

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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