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Philharmoniker Depot

04.07.13 Goldpreis steigt auf 2300 Dollar

Rohstoffanalyst Ronald-Peter Stöferle erwartet einen weiterhin großen Bedarf an monetärer Versicherung. Sein langfristiges Kursziel für Gold belässt Stöferle daher bei 2300 US-Dollar je Unze. Auf 12-Monats-Sicht hält der Goldexperte 1480 Dollar für wahrscheinlich. Wie Stöferle zu dieser Einschätzung kommt, erklärt er im Interview.

Ronald-Peter Stöferle arbeitete seit 2006 in Wien bei der Erste Group. Ab 2007 gab der studierte Betriebs- und Finanzwirt den mittlerweile auch international beachteten Gold-Report „In Gold we Trust“ heraus (unter http://www.incrementum.li/latest-news/in-gold-we-trust-2013-extended-version/ kann der neueste Report aufgerufen werden). Seit 2013 ist Herr Stöferle Partner und Mitglied der Geschäftsführung der Incrementum AG mit Sitz in Liechtenstein. Zu seinen Aufgaben gehört auch das Co-Management eines Rohstoff-Fonds.

Frage:

Herr Stöferle, was war der Auslöser für den jüngsten Goldpreisverfall?

Ronald Stöferle:

Ich glaube es war eine Vielzahl an unterschiedlichsten Faktoren. Am wichtigsten war vermutlich die stark disinflationäre bzw. deflationäre Tendenz und in weiterer Folge die steigenden Realzinsen. Zudem sahen wir rekordhohe Short-Positionierungen, steigende Opportunitätskosten in Folge haussierender Aktienmärkte und natürlich kaskadenartige Verkaufsordners durch trendfolgende Systeme, nachdem die wichtige Unterstützung bei USD 1.530 durchbrochen wurde.

Frage:

Was spricht derzeit eher für den Goldpreis und was dagegen?

Ronald Stöferle:

Dafür spricht sicherlich das extrem negative Sentiment, das mich als Contarian klar zuversichtlich stimmt. Wir sehen derzeit den größten Pessimismus seit Beginn des Bullenmarktes. Weiter denke ich, dass die derzeit stattfindenden monetären Experimente weiterhin für Gold sprechen. Wenn es jemals Bedarf an monetärer Versicherung gegeben hat, so ist es heute.

Dagegen spricht derzeit das negative technische Bild. Wir befinden uns weiterhin in einem kurz- und mittelfristigen Abwärtstrend. Die Rebounds sind noch schwach ausgeprägt und zeigen, dass großer technischer Schaden angerichtet wurde. Insofern denke ich, dass die Reparatur des Chartbildes einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

Frage:

Sollten Anleger die aktuellen Goldnotierungen zum Einstieg nutzen und was ist das neue Kursziel?

Ronald Stöferle:

Aufgrund der vorhin erwähnten technischen Situation gehe ich davon aus, dass die derzeit beginnende Bodenbildungsphase Zeit und Geduld benötigen wird. Insofern rechne ich auf 12-Monats-Sicht mit einem Preis von 1.480 US-Dollar. Langfristig gehe ich weiterhin davon aus, dass mein Kursziel von 2.300 US-Dollar, welches ich vor einigen Jahren erstmals genannt habe, am Ende des Bullenmarktes erreicht wird.

Frage:

Könnte sich Silber in den kommenden Monaten besser als Gold entwickeln?

Ronald Stöferle:

Eher nicht. Das steigende Gold/Silber-Ratio (das bedeutet Gold zeigt gegenüber Silber relative Stärke) illustriert den stark deflationären Druck. Silber leidet überproportional unter dem schwachen Makro-Umfeld. Insofern denke ich, dass man Silber erst aufstocken sollte, wenn das Konjunkturbild sich klar bessert oder – und das halte ich für wesentlich wahrscheinlicher – neue monetäre Stimuli angekündigt werden.

Frage:

Sind die Aktien der Gold- und Silberproduzenten eine Alternative zum direkten physischen Kauf?

Ronald Stöferle:

Nein. Ich möchte einmal mehr hervorheben, dass ich Gold als Währung und somit als Form des Sparens sehe, während Goldaktien ein Investment darstellen. Dennoch denke ich, dass beide derzeit ein attraktives Chance-Risiko-Profil aufweisen. Während Gold bereits ungeliebt ist, so werden Goldaktien gehasst. Dies erkennt man auch anhand des Verhältnisses zwischen Goldaktien und Gold: Der älteste verfügbare Goldindex, der Barrons Gold Mining Index (BGMI) notiert derzeit auf dem niedrigsten Stand in Relation zu Gold seit mehr als 70 Jahren. Die Industrie erlebt derzeit allerdings eine Gezeitenwende. Es scheint, als wäre die Branche derzeit im Begriff, neue Prioritäten zu setzen. Rentabilität, Kapitaldisziplin und stabiler Cash-flow je Unze scheinen mittlerweile gegenüber maximaler Goldproduktion präferiert zu werden. Zahlreiche Projekte wurden in den vergangenen Monaten abgestoßen oder auf Eis gelegt und CEO’s ausgetauscht. Ich halte das neue Bekenntnis zu Kostenwahrheit, größerer Finanzdisziplin und Shareholder Value für eine wesentliche – wenn auch sehr späte – Einsicht des Sektors. Ob diese neue Fokussierung ein reines Lippenbekenntnis darstellt oder nicht, wird sich in den nächsten Quartalen erweisen.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: Ingrid Heinritzi, Freie Wirtschaftsjournalistin

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