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Philharmoniker Depot

04.07.13 Goldpreis - Könnte sich die Trendwende aus dem Jahr 2008 wiederholen?

von Sven Weisenhaus ...gestern habe ich dem Deutschen Anleger Fernsehen DAF in einem Interview Rede und Antwort zum Thema Gold gestanden, mit kurzem Blick aufs Silber. Ich hatte Sie hier im Wave Daily bereits darauf hingewiesen und angekündigt, das Interview wie üblich schriftlich zusammenfassen und es heute hier im Wave Daily veröffentlichen. Dem komme ich nun nach.


Frage 1:
Herr Weisenhaus, der Goldpreis ist in der vergangenen Woche auf den niedrigsten Stand seit August 2010 gefallen. Was hat diesen kleinen Ausverkauf beim Goldpreis ausgelöst?

Zum heutigen Zeitpunkt kann ich nur mutmaßen, was diesen jüngsten Kursrutsch ausgelöst hat. Es werden aber vermutlich die gleichen Verkäufer sein, die auch den Rutsch Mitte April begründen, als Gold in nur wenigen Tagen von 1.535 auf 1.320 USD fiel.

Goldpreis - Crash im April
(erstellt mit: Tradesignalonline.com) Gold, Candlestick-Chart, Tageskerzen

Hierzu hat der World Gold Council am 30. Mai in einem Update angegeben, dass dieser Crash durch Gold-Verkäufe in den USA angetrieben wurde, die insbesondere am Future-Markt und in Gold-backed ETFs stattgefunden haben.

Vom Jahreswechsel bis Ende April wurden insgesamt rund 350 Tonnen Gold aus ETFs abgezogen, was einem Rückgang von gut 13 Prozent der gesamten Bestände entspricht. Und die Hälfte dieser Auszahlungen fand seit Ende März statt.
Wobei 75 Prozent der Abflüsse auf den US-Markt entfielen und zumeist von Investmentfonds und Hedge-Fonds initiiert wurden.

Und ähnliches dürfte auch die aktuellen Kursverluste bis auf unter 1.200 USD verursacht haben. Hier wurden also offenbar spekulative Positionen von institutionellen Investoren aufgelöst.


Frage 2:
Der aktuelle Einbruch des Goldes erinnert ein bisschen an die Entwicklung des Goldes im Jahr 2008. Auch damals ereignete sich eine scharfe Goldpreis-Korrektur. Und in den Medien wurde bereits über das Ende der Goldhausse spekuliert. Doch ganz im Gegenteil: Sie nahm nach der Korrektur sogar noch Fahrt auf. Könnte sich das jetzt wiederholen?

Die Korrekturen sind rein charttechnisch betrachtet in der Tat sehr ähnlich. In beiden Fällen begannen sie langsam und beschleunigten sich dann. Und in beiden Fällen erreichte die Korrektur, wenn man jeweils vom Tief bei 251 USD bis zum jeweiligen Hoch ausgeht, eine Spanne von etwa 35 Prozent (2008: 34 Prozent, 2013: 38,5 Prozent). Ich habe Ihnen dazu einen Vergleichschart mitgebracht, oben die aktuelle Korrektur, unten die von 2008.

Vergleich der Korrekturen im Goldpreis
(erstellt mit: Tradesignalonline.com) Vergleich der Gold-Korrekturen der Jahre 2008 und 2013

Rein optisch also wirklich sehr ähnlich. Allerdings dauerte die Korrektur in 2008 nur rund ein halbes Jahr, die aktuelle hält inzwischen rund 2 Jahre an. Und die Situation ist heute auch eine völlig andere und nicht vergleichbar mit damals.

Damals weiteten die Notenbanken noch ihre Liquiditätsprogramme immer weiter aus, weil wir noch längst nicht das Schlimmste der Krisen hinter uns hatten. Daher wurde die Angst vor einer zunehmenden Inflation immer größer.
Heute hingegen tendiert zumindest die US-Notenbank bereits sehr deutlich dazu, die expansive Geldpolitik aufzugeben. Und die EZB erwartet eine konjunkturelle Erholung in Europa zum Ende diesen Jahres hin. Die Angst vor Inflation hat daher deutlich abgenommen und Gold seine Funktion als vermeintlich sicherer Hafen verloren.

Die Antwort nach einer Wiederholung der damaligen Anschlussrallye lautet daher definitiv: NEIN!


Frage 3:
Mit welcher Entwicklung beim Gold rechnen Sie denn jetzt in der zweiten Hälfte des Jahres? Welches Kursziel sehen Sie für Gold?

Ich gehe durchaus davon aus, dass wir die schlimmsten Kursverluste im Goldpreis nun hinter uns haben. Der Großteil an spekulativen Positionen aus dem Investmentsektor dürfte inzwischen mit den massiven ETF-Verkäufen aufgelöst worden sein. Was bleibt sind strategische Investments und physische Goldbestände, die sicherlich langfristig gehalten werden sollen, unter anderem zur Portfolio- und Währungsdiversifikation.

In jedem Interview hier bei Ihnen habe ich mich bisher skeptisch zu Gold geäußert. Doch jetzt bin selbst ich auch endlich, nach gut 2 Jahren, in denen es Kursverluste in Gold und Silber (vom Hoch bis zum Tief aus gesehen) von fast 40 Prozent bzw. mehr als 63,5 Prozent gab, vom Edelmetall-Bären zum (wohl gemerkt gemäßigten) Edelmetall-Bullen geworden!

Ich gehe zunächst einmal von einer Bodenbildung aus, die aber Zeit benötigen wird. Für die aktuell laufende Gegenbewegung sehe ich zum Beispiel zunächst ein Kursziel von 1.350 USD. Auch hierzu habe ich einen Chart mitgebracht, in dem man einen Abwärtstrendkanal sehen kann. Dessen obere Begrenzung verläuft in etwa auf diesem Niveau.

Goldpreis Chartanalyse
(erstellt mit: Tradesignalonline.com) Gold, Candlestick-Chart, Tageskerzen

Für weitergehende Euphorie ist es aber noch viel zu früh. Keinesfalls wird es dadurch zu einer Trendwende wie in 2008 oder gar stark steigenden Kursen mit Zielen von 2.000 USD oder mehr bei Gold kommen. Und es ist auch nicht gesagt, dass die Tiefstkurse schon erreicht sind. Ich sehe lediglich inzwischen das langfristige Potential höher an, als das Restrisiko weiterer starker Kursverluste.

Also kurzfristig Potential bis auf 1.350 USD, dann wird's wohl noch eine Zeit lang volatil seitwärts gehen auf in etwa dem aktuellen Niveau.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.investor-verlag.de

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