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Philharmoniker Depot

26.08.14 Geldpolitik: US-Notenbank bereitet Zinserhöhungen vor

Nach jahrelangen Leitzinssenkungen, einem SWIFT- und drei QE-Programmen, steht die Geldpolitik der US-Notenbank „Federal Reserve“ (FED) vor einem wichtigen Wendepunkt. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Notenbank so schnell wie möglich – und möglichst ohne die Finanzmärkte zu schockieren – aus der „zero interest rate policy“ (ZIRP) aussteigen will, wenn nicht sogar muss.

Aktuell befindet sich das dritte Ankaufprogramm für US-Staatsanleihen (und Hypotheken) in seiner Endphase, werden nur noch 15 Mrd. US-Dollar zwischen den einzelnen turnusmäßigen Treffen der Notenbanker am Markt angekauft. Bei der nächsten Sitzung des FOMC, dem geldpolitischen Entscheidungsgremium der FED, wird dieser Betrag bereits im nächsten Monat auf nur noch 5 Mrd. USD reduziert, bei der Sitzung im Oktober spätestens ganz einkassiert.

Erste Zinserhöhung Mitte 2015

Ab diesem Zeitpunkt dürften nicht mehr als sechs Monate vergehen, bis die FED, vermutlich im zweiten Quartal 2015, erstmals seit 16.12.1008 das Zinsziel für den Tagesgeldsatz („Fed Fund Target Rate“) von aktuell 0 – 0,25 % anheben wird. Mehr als sechs Jahre ZIRP kommen dann zu einem Ende. Eigentlich hätte die FED schon längst und aus mehreren Gründen an der Zinsschraube nach oben drehen müssen! Zum einen kommt die extrem lockere Geldpolitik so gut wie gar nicht in der Realwirtschaft an, zum anderen parken die Geschäftsbanken die so gut wie zinslos erhaltenen Darlehen zu einem bedeutenden Teil nur auf ihren Zentralbankkonten.

Da, anders als zum Beispiel in Europa, die US-Geschäfts- bzw. Investmentbanken auch nicht mehr über die Notenbank „subventioniert“ werden müssen, hätten die US-Banken auch kein Problem mit Zinssätzen ungleich Null, Gewinne zu erwirtschaften. Ferner, und das mag für die Öffentlichkeit das wichtigste Argument sein, bedarf es angesichts der wirtschaftlichen Erholung in den USA längst nicht mehr eines Dauertiefzinses.

FED erfindet die Zinskriterien permanent neu

Um das Ende der ZIRP möglichst lange zu verschieben, bastelte die FED insbesondere unter dem Vorgänger der jetzigen Notenbank-Präsidentin Janet Yellen, Ben Bernanke, immer wieder an ihren Zinsentscheidungen beeinflussenden Indikatoren herum. Insbesondere der auf dem Papier starke US-Arbeitsmarkt hätte eigentlich schon längst eine Zinsreaktion der FED hervorrufen müssen, liegt die „unemployment rate“ doch landesweit nur noch bei 6,2 % und damit deutlich unter der von Bernanke als „entscheidend“ apostrophierten Marke von 6,5 %.

Allerdings lässt die Struktur der US-Beschäftigung schon seit längerem darauf schließen, dass von einer befriedigenden Beschäftigungssituation in den USA nicht gesprochen werden kann, zu viele Dauerarbeitslose und Teilzeitarbeiter existieren, Tendenz: steigend! Auch auf dem gerade beendeten Notenbank-Treffen im US-amerikanischen Jackson Hole stand die Beschäftigungsentwicklung im Fokus der Diskussionen. Bisher war die als Arbeitsmarkt-Expertin geltenden FED-Chefin Janet Yellen in der Lage die „alternative Interpretation“ der Arbeitsmarktdaten durch die FED „durchzudrücken“, doch inzwischen verbessern sich auch andere makroökonomische Daten der US-Volkswirtschaft deutlich und sorgen für Druck auf die FED den Leitzins zu erhöhen.

Das entscheidende Kriterium für das ZIRP-Ende wird vom Markt nicht wahrgenommen

Während es der FED-Politik unter Bernanke stets darum ging die Zinswende hinauszuzögern umso vor allem die Finanzmärkte weiter anzufeuern, muss Yellen jetzt so schnell wie möglich den „turnaround“ vollziehen. Ihr Problem: Mit dem Wiedereintritt der Eurozone in die Rezession – dieses Mal unter der Führung der Euro-Kernländer – sowie der anhaltenden Wirtschaftsschwäche Japans, ist bereits das Ende der US-Sonderkonjunktur so gut wie besiegelt. Die verabschiedeten Sanktionen gegen Russland werden dabei gerade die europäische Wirtschaft stärker und schneller in den Abschwung führen, als dies ohnehin, rein zyklisch betrachtet, der Fall wäre.

Ohne Japan und Europa lässt sich der insgesamt, historisch betrachtet, maue Konjunkturaufschwung in den USA aber nicht mehr lange fortsetzen, die Kräfte erlahmen bereits wieder, auch wenn das Gesamtbild noch halbwegs „robust“ aussieht. Mit dem zyklischen Abtaucher auch der US-Konjunktur bereits in Reichweite, muss die FED so schnell sie nur kann, etwas Luft zwischen die Leitzinshöhe und der Nulllinie bekommen. Ansonsten droht der Eintritt in eine Schwächephase, ohne eine geldpolitisch handlungsfähige Notenbank – ein Horrorszenario.

Hoffen auf den Konjunkturaufschwung

Und so hoffen Yellen und Arbeitskollegen derzeit inständig, dass das vermeldete Datenwerk von der Konjunkturfront auch weiterhin von den Analysten als „Wirtschaftsaufschwung“ interpretiert wird, denn nur dann bleibt der FED genügend Zeit ab Mitte 2015 in regelmäßigen Abständen und mit gleichbleibenden Schritten die Leitzinsen auf wenigstens 1,5 bis 2 % bis Mitte 2016 zu befördern. Sollte das gelingen, wären erst dann anschließende Zinssenkungen wieder möglich um die Handlungsfähigkeit der FED gegenüber den Marktteilnehmern zu beweisen.

Insbesondere die fallenden Kapitalmarktzinsen, die trotz stark sinkender „Interventionsbeträge“ durch die abklingenden QE-Maßnahmen inzwischen auf neue Jahrestiefstände gefallen sind, lassen allerdings Befürchtungen aufkommen, dass die bevorstehende Zinswende bereits zu spät eingeläutet wurde, sich die Zinsstrukturkurve viel zu schnell abflacht und so der Öffentlichkeit die Zunahme der Wahrscheinlichkeit für eine anstehende Rezession verdeutlicht.

Der FED läuft die Zeit davon

Der Zeitfaktor stellt daher das größte Problem der FED dar. Die Notenbanker können daher nur hoffen, dass der Glaube an den US-Konjunkturaufschwung, trotz der im Rest der Welt vorhandenen konjunkturellen Abschwächungstendenzen, nicht weicht und so der skizzierte Masterplan auch zur Umsetzung kommen. Sollte dies nicht möglich sein und die schwächelnde Weltwirtschaft holt die US-Konjunktur schneller ein als erhofft, könnten erneut nur QE-Maßnahmen oder damit verwandte Varianten des Gelddruckens durch die FED umgesetzt werden.

Die Wirkung auf die Realwirtschaft und an den Finanzmärkten wäre dieses Mal aber deutlich geringer und würde die Gefahr eines beträchtlichen Vertrauensverlustes in die Macht der FED, bzw. der Notenbanken, nach sich ziehen. Für die Kapitalmärkte, insbesondere die Aktienbörsen, wäre dieses Szenario das deutlich kostspieligere. Zwar würde auch die geplante Zinswende vermutlich eine scharfe Korrektur auslösen, aber im Anschluss könnten eine, zumindest in der Theorie, effektive konventionelle Geldpolitik wieder für Vertrauen sorgen.

Neue unkonventionelle Maßnahmen, zu denen eben auch die QE-Programme gehören, würden die Volatilitäten an den Märkten beträchtlich erhöhen und kaum positive Effekte hervorrufen. Ein diesen Namen auch verdienender Crash des weltweiten Finanzsystems wäre zumindest aus meiner Sicht eine wahrscheinliche Entwicklung – mit entsprechenden Folgen auch auf die Gesellschaft. Möge daher der Masterplan der FED gelingen…

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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