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Philharmoniker Depot

15.01.16 Russland vor dem erneutem wirtschaftlichen Zusammenbruch

Die Haushaltslage in Russland spitzt sich immer weiter zu. Vor allem die schwachen Öl- und Gaspreise am Weltmarkt dezimieren die Einnahmen Moskaus stark. Hinzu kommen die noch immer wirksamen Sanktionen des Westens gegen das Land, die zum Beispiel dazu führen, dass in Russland gefördertes Gold nicht den Weg auf den Weltmarkt findet, sondern direkt in den Tresoren der heimischen Notenbank landet. Das verbessert zwar die Qualität der gehaltenen Rücklagen, sorgt aber für einen noch stärkeren Liquiditätsabfluss als sich dieser eh längst manifestiert hat. Aktuell kann Moskau noch auf wertmäßig etwa 400 Mrd. US-Dollar an Devisen zurückgreifen, vor drei Jahren waren es noch knapp 700 Mrd. Angesichts zahlreicher Konsumgüter, die Russland importieren muss, bei gleichzeitig wegbrechenden Exporteinnahmen, mahnen inzwischen sogar russischen Regierungsvertreter vor der Problem-Kaskade. So befürchtet der Finanzminister nicht weniger als einen Crash des Landes, so wie bereits 1997/1998, wenn nicht jetzt entscheidend gegengesteuert wird.

Nur beschränktes Einsparungspotenzial im Haushalt vorhanden

Doch das ist gar nicht so einfach, schließlich verpflichtete sich kein geringerer als Staatspräsident Putin gegenüber dem russischen Volk, dass an den Löhnen, Gehältern und Renten nicht herumgeschraubt werden darf, bzw. Ruheständler sogar einen Inflationsausgleich auf ihre Bezüge erhalten. Angesichts einer Teuerungsrate von offiziell zuletzt gut 10 % steigen folglich die Auszahlungen des Staates kontinuierlich an. Auch deshalb gelang es bereits 2015 nicht das Haushaltsdefizit erfolgreich anzugehen. Doch natürlich gibt es noch andere Sektoren, die der Regierung lieb und wirklich teuer sind und daher nicht für Einsparungen in Betracht kommen. Nicht zuletzt der Ausritt russischer Kampfflugzeuge, unterstützt durch die Marine, nach Syrien kostet zusätzliches Geld. Ferner schwelt noch immer die Ukraine-Krise. Als Moskau vor knapp zwei Jahren dafür sorgte, dass russische Söldner die Macht auf der Ukrainischen Krim übernahmen und diese dann in die Russische Föderation überführten, leckte Putin Blut und ließ russische Soldaten und Söldner, zuerst ohne Hoheitsabzeichen, in die Ost-Ukraine einmarschieren. Hier stehen die Invasoren bis heute und benötigen jede Form von Ausrüstung, bzw. verschlingen nicht unerhebliche Finanzmittel.

Rubel-Abwertung unaufhaltsam

Als der Militärschlag gegen die Ost-Ukraine begann, stand der Ölpreis noch bei weit oberhalb von 100 USD/Fass und bescherte Putin und Gefolge üppige Einnahmen. Experten schätzen, dass der alte russische Haushalt von 2014 etwa einen Ölpreis von 90 USD benötigt hätte um ausgeglichen zu sein. Die aktuell kursierenden Zahlen aus Moskauer Quellen gehen von einem Ölpreis von etwa 50 USD aus um wenigstens mit einer etwa 3-prozentigen Neuverschuldung in Relation zur Wirtschaftsleistung auszukommen. Die Realität sieht allerdings anders aus. So liegt der Preis der russischen Ölsorte Urals inzwischen bei nur noch 27 USD/Fass, Tendenz im Einklang mit den anderen internationalen Ölqualitäten: fallend. Sollten sich die Ölpreise nicht sehr schnell wieder deutlich erholen – und dafür spricht aktuell gar nichts – würde das Haushaltsdefizit 2016, selbst bei weiteren Budgetkürzungen, spielend an die Marke von 10 % heranreichen. Diese Gemengelage sorgt für kontinuierlichen Druck auf den Wechselkurs des Rubels. Russlands Währung notiert aktuell auf einem Allzeittief gegenüber dem US-Dollar: stolze 77 Rubel sind notwendig um einen US-Dollar zu erhalten. Vor Beginn der Ukraine-Krise brauchte man nur die Hälfte an Rubeln je Greenback. Noch nimmt die russische Bevölkerung die für sie einer langsamen Enteignung gleichenden Wirtschaftsentwicklung geradezu stoisch hin, allerdings ist ihre Geduld sicherlich auch mit einem Haltbarkeitsdatum versehen.

Putins Antwort auf den heimischen Wirtschafts-Crash: Militäreisätze im Ausland

Für die Europäische Union (EU) ist diese Entwicklung äußerst negativ, zumal mit einem Dilemma versehen. Natürlich dürfen Russlands revanchistische Großmacht-Fantasien nicht einfach hingenommen werden, andererseits fehlt die politische Einheit um Putin aufzuhalten. Ob Krim, Ost-Ukraine oder Syrien, stets brüskierte Putin durch schnelle und geschickte militärische Durchführungen vor allem die EU-Politik. Gehen Sie bitte fest davon aus, dass Putins Eintritt in den Syrien-Konflikt nicht nur der Rettung seines Vasallen Assad geschuldet ist, sondern vor allem neue Flüchtlingsströme in Richtung Westeuropa auslösen soll. Putin wird alles daran setzen, jene „zahlen“ zu lassen, die ihm im Wege stehen auf dem von ihm eingeschlagenen Weg in Richtung „Neues Russland“ – was aus westlicher Sicht eher der alten Sowjetunion entspricht.

Fazit: Je tiefer der Ölpreis und damit der Rubel fällt, je umfangreicher die Sanktionen gegen Russland ausfallen und je mehr Bombardierungen in Syrien – nicht nur von russischer Seite – durchgeführt werden, desto vehementer wird Putin versuchen die Europäische Union zu schädigen – direkt und indirekt. In den USA ist man sich dieser Situation bewusst, doch gibt es in der EU keinen geeigneten Ansprechpartner. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir, Ihr Team von Sicheres Geld, davon aus, dass sich das „Russland-Problem“ in den kommenden Wochen und Monaten drastisch verschärfen wird. Für Sie ist diese Entwicklung am besten absehbar am Devisenkurs des Rubels. Sollte sich dieser auf den Weg in Richtung 100 Rubel/US-Dollar machen, wovon wir ausgehen, droht nicht nur Russland der Kollaps, sondern dürften auch sämtliche Konflikte, an denen Moskau beteiligt ist, eskalieren. Auch von dieser Seite dürfte sich daher Druck auf zahlreiche Finanzmärkte aufbauen, insbesondere auf europäische Aktien. Leider steht wohl nicht nur der Beginn des neuen Jahres für viele Investments unter einem ungünstigen Stern. Ihre Redaktion von Sicheres Geld hat diese Entwicklung, wie Sie als Leser unser Beiträge wissen, schon vor Monaten vorausgesehen und die Depots entsprechend angepasst. Sollten Sie noch Optimierungsbedarf besitzen oder noch gar nicht mit der notwendigen Neuausrichtung Ihrer Geldanlagen begonnen haben, so legen wir Ihnen zumindest ein Probe-Abonnement von Sicheres Geld ans Herz. Angesichts der absehbaren Entwicklungen an den Finanzmärkten dürfte es sich um eine Ihrer erfolgreichsten Entscheidungen in diesem noch jungen Börsenjahr handeln.

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Quelle: http://archiv.investor-verlag.de

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