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Philharmoniker Depot

14.11.14 Eurokrise – Europa vor zehn verlorenen Jahren?

Si tacuisset. Hätte er nur geschwiegen, der US-Finanzminister. Um was geht es? Also, der US-Finanzminister fordert ausgerechnet jetzt die Europäer auf, mehr für die Nachfrage zu machen. Europa drohe laut Herrn Lew das Risiko eines verlorenen Jahrzehnts beim Wirtschaftswachstum, wenn nicht aggressivere Maßnahmen unternommen werden würden, um die Nachfrage anzukurbeln. Eine mögliche neue Rezession in der Eurozone könnte die fragile weltwirtschaftliche Erholung zum Stillstand bringen, so der US-Finanzminister. Lew nannte besonders Deutschland und die Niederlande als Länder, die hohe Überschüsse und finanzielle Spielräume hätten.

Extreme Probleme der USA

Naja, da meldet sich nun ausgerechnet ein Herr zu Wort, in dessen Land die wahre Arbeitslosenquote laut shadowstats.com bei 23 Prozent liegt. Und nur am Rande sei erwähnt, dass 15 Prozent der Amerikaner auf den Bezug von Lebensmittelmarken (SNAP-Programm) angewiesen sind. Wie auch immer, Herr Lew fordert also die Europäer zum raschen und energischen Handeln, sprich zum Gelddrucken auf.

Reaktion von Professor Sinn

Höchst interessant und beachtlich ist aber auch, dass sich relativ rasch insofern DER Top-Ökonom Deutschlands, Prof. Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut in München, zu Wort meldete. Also, Herr Sinn bringt es auf den Punkt, dass der US-Finanzminiter eine Fehldiagnose vornehmen würde. Deshalb würde er eine falsche Therapie vorschlagen. Wörtlich sagte Herr Sinn:

"Weil der US-Finanzminister von einer falschen Diagnose der europäischen Probleme ausgeht, kommt er auch zu einer falschen Therapie.“

Japanisierung im Visier

Herr Sinn nannte in dem Kontext den Fall Japan. Japan habe nach dem Platzen der Blase im Jahr 1990 sich massiv in die Staatssverschuldung gesturzt. Diese sei von 69 Prozent auf nunmehr 245 Prozent des BIP angestiegen. Mehr Schulden wären kaum möglich gewesen, dennoch sei Japan seit zwei Jahrzehnten in einer Deflation und Stagnation, so Herr Sinn.

Ferner merkte Herr Sinn an, dass neue Schulden nur dann Wachstum im Sinne einer Verbesserung des Auslastungsgrades der Produktionskapazität anstoßen, wenn die Länder unter einem Nachfragemangel im Sinne keynesianischer Wirtschaftstheorie litten. Das sei jedoch zumindest in den südeuropäischen Ländern, die derzeit am Boden liegen und den ganzen Kontinent herunterziehen, nicht der Fall, so das Fazit von Professor Sinn. Herr Sinn brachte auf den Punkt, dass diese Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren hätten und heute schlichtweg zu teuer seien. Dass ihnen jahrelang die Schuldenaufnahme durch kollektive Schutzsysteme erleichtert worden sei, habe die notwendige Anpassung der Löhne und relativen Preise verzögert und das Wachstum blockiert.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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