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Philharmoniker Depot

23.09.14 Der „Neue“ Kalte Krieg und die Macht des Goldes

Im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg bedeutete der Kalte Krieg einen Zustand politischer und militärischer Spannung zwischen den westlichen Mächten (USA, West-Europa und Japan) und den Mächten des Ostblocks (Sowjetunion und Warschauer Pakt-Staaten).

Über präzise Daten dieses Zustandes sind sich Historiker nicht einig, der Zeitraum von 1947 bis 1991 gilt aber als allgemein anerkannt. „Kalt“ war dieser Krieg deswegen, weil zwischen den beiden Seiten keine größeren, direkten Auseinandersetzungen stattfanden, obschon beide Seiten auf die regionalen Kriege in Korea, Vietnam und Afghanistan Einfluss nahmen. Die Gefahr eines direkten, nuklearen Schlagabtauschs zwischen den Großmächten war allerdings stets präsent. Die Krise um die Aufstellung von Raketen auf Kuba stellte 1962 mitten im Kalten Krieg eine gefährliche und direkte Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion dar, und zu diesem Zeitpunkt waren die Blöcke dem Ausbruch eines Nuklearkriegs am nächsten. Die Berliner Mauer – als bekanntestes Symbol des Kalten Krieges – wurde 1961 errichtet und 1990 abgerissen. Im Osten galt sie als „Antifaschistischer Schutzwall“, im Westen als „Schandmauer“. Ich selbst habe in meinem Leben jeweils etwa die Hälfte des Kalten Krieges im Osten und im Westen verbracht, mithin kenne ich diese Situation aus beiden Blickwinkeln.

Am 3. Dezember 1989 erklärten Michail Gorbatschow und George H. W. Bush beim Gipfeltreffen von Malta den Kalten Krieg für beendet. Es folgte eine neue Ära von Offenheit und Zusammenarbeit zwischen den beiden Blöcken, die dadurch gefestigt wurde, dass die G7-Staaten 1998 Russland zur Teilnahme an den jährlichen Gipfeltreffen einlud und aus der G7 die G8 wurde. Später wurde Russland im Jahr 2014 ob der Krim-Krise in der Ukraine von den anderen Mitgliedern wieder ausgeschlossen. Damit endete diese 16 Jahre währende Phase von Entspannung und Abrüstung.

Barack Obama und Wladimir Putin – Das Ende der Entspannung und der Beginn eines „neuen“ Kalten Krieges zwischen den USA und Russland

Allerdings wurde der Zusammenbruch des neuen Zeitalters von Entspannung und Abrüstung nicht durch die Krim-Invasion eingeleitet, sondern meines Erachtens durch die im Jahre 2007 getroffene Entscheidung von George W. Bush, die Stationierung von zehn Abfangraketen in Polen und eines leistungsstarken Radarsystems in der Tschechischen Republik voranzutreiben, unter dem Vorwand der Abwehr von Langstreckenraketen aus Iran. Wladimir Putin sah das damals anders. Er glaubte nicht, dass es dabei um den Iran ging, sondern vielmehr um Russland, wie er es in einem jüngst veröffentlichten Interview sarkastisch formulierte. Zwar verkündete die Obama-Regierung im Jahr 2009, die Pläne für das Raketenprojekt seien verworfen worden – doch der Schaden war schon angerichtet. Russlands Präsident Putin betrachtete es als Rückkehr in den Kalten Krieg und distanzierte sich von da an von den USA, während er zugleich damit begann, im Osten Allianzen gegen die USA zu formieren. Wladimir Putin selbst war bereits dafür bekannt, die Zeit der Sowjetunion wehmütig zu vermissen.

Im September 2008 brachte der Kollaps von Lehman Brothers das globale Finanzsystem beinahe zum Zusammenbruch. Im Unterschied zu den G7-Staaten (USA, Kanada, Großbritannien, Japan, Frankreich, Deutschland, Italien sowie die Europäische Union insgesamt), haben die BRIC-Nationen (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) die weltweite Finanzkrise deutlich besser überstanden. Während der Krise begann Gold, sich bei der Bildung von Währungsreserven gegenüber den bevorzugten Reservewährungen US-Dollar, Euro und japanischer Yen als sicherer zu erweisen. Die Finanzkrise und die Raketenpläne der USA haben Wladimir Putin gleichermaßen in eine Mentalität des Kalten Krieges zurückversetzt: Mehr Konfrontation gegenüber den USA, aber nicht notwendigerweise gegenüber Europa. Mit der Krise in der Ukraine ergab sich für Putin die Möglichkeit, auf die Raketenpläne aus einer Position der Stärke heraus zu reagieren, und einem guten Schachspieler gleich ließ er diese Möglichkeit nicht ungenutzt verstreichen.

Die Führer der G7-Staaten – USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Europäische Union und Japan

Die Führer der BRIC-Staaten – Brasilien, Indien, Russland, China und Südafrika

Der „neue“ Kalte Krieg gleicht dem alten, ist aber doch anders. Während des Kalten Krieges war Europa den USA zumeist eng verbunden, aber nicht immer. Denken wir daran, dass nicht nur Frankreich, sondern auch Westdeutschland bei unterschiedlichen Gelegenheiten unabhängig von den USA in Richtung Sowjetunion agierte, während China in der zweiten Hälfte des Kalten Krieges mit der Sowjetunion und den USA gleichermaßen im Konflikt lag. Beim Zusammenbruch des auf Gold basierten Währungssystems spielte Frankreich eine wichtige Rolle, es beteiligten sich aber einschließlich Großbritannien auch andere europäische Länder daran. Während des Kalten Krieges setzten sowohl Russland (über die Schweiz) als auch China (über Hongkong) Gold als Zahlungsmittel gegenüber dem Westen ein. Beide Nationen kennen sich mit dem Goldhandel folglich bestens aus. So wurde Russland wie auch China auch am Ende der Krise von 2008 unwiderruflich klar, dass die „exorbitante Bevorzugung“ des US-Dollars nicht fortdauern dürfe. In der Grafik unten können Sie erkennen, in welchem Umfang die Goldreserven von China und Russland sowie den meisten anderen asiatischen Ländern nach der Krise angewachsen sind.

Der „neue“ Kalte Krieg begann mit Währungs- und Gold-Kriegen und steckt nun in einem Finanz-Krieg, aus dem sich langsam auch ein Handelskrieg entwickelt. Was hat Gold mit alledem zu tun? Chris Powell von der GATA stellte fest: „Die USA würden eher ihre Nuklear-Geheimnisse enthüllen als ihre Aktivitäten auf dem Goldmarkt.“ Ich würde ergänzen, dass auch China lieber seine Nuklear-Geheimnisse enthüllen würde, als die Aktivitäten des Landes auf dem Goldmarkt. Zwischen den USA und Russland hat definitiv ein finanzieller Kalter Krieg begonnen, und den Kern dieses Krieges bildet Gold. Die Europäische Union macht dabei an der Seite der USA zaghaft, aber nicht in vollem Umfang mit, und China ist dabei nicht vollständig mit Russland verbunden.

Der wesentliche Unterschied zwischen dem Kalten Krieg und dem „neuen“ Kalten Krieg besteht meines Erachtens darin, dass wir uns in einer G0-Umgebung befinden, in der keine Nation herausragt. Angesichts exorbitanter Schulden sind die USA und die EU finanziell geschwächt, während China und Russland den USA militärisch noch nicht gewachsen sind. Es bilden sich neue Allianzen, und alte brechen zusammen. Russland versucht mit seinen Attacken, vor allem die USA isolieren. Zu diesem Zweck werden Bündnisse mit BRIC-Nationen geschmiedet, und der Europäischen Union gegenüber agiert Russland deutlich freundlicher, als gegenüber den USA.

China wie auch Russland stocken ihre Goldbestände seit 2008 mit sehr hohem Tempo auf. Das klare Ziel liegt darin, die Vormachtstellung des US-Dollars im Welthandel und als Reserverwährung zu beseitigen. China wie auch Russland haben diverse Handelsabkommen unter Umgehung des US-Dollars abgeschlossen. Saudi-Arabien, immerhin Hauptakteur auf dem Petrodollar-Markt, distanziert sich mehr und mehr von den USA. Es würde mich nicht überraschen, wenn Saudi-Arabien früher oder später den US-Dollar als einziges Zahlungsmittel für sein Öl abschafft. Und die meisten arabischen Ölproduzenten würden dem bald folgen.

Bei alledem müssen wir aufpassen, dass dieser „neue“ Kalte Krieg nicht in eine reale militärische Auseinandersetzung abgleitet. Das eine schließt das andere nicht aus. Missverständnisse über die Intentionen, Vermessenheit und Ignoranz gegenüber der jeweils anderen Seite können einen neuen Weltkrieg heraufbeschwören. Barack Obama erklärte jüngst in einem interview: „Ich denke, wir sollten das nüchtern betrachten. Russland wird gar nichts unternehmen.“ Erneut zeigt damit ein US-Präsident seine Ignoranz gegenüber anderen Nationen. Die Unzufriedenheit Russlands mit den USA hat Putin-Berater Sergei Glasjew kürzlich in einem interview pointiert. Die wichtigsten Akteure dieses „neuen“ Kalten Krieges seien die USA und China, nicht etwa Russland, aber sowohl die EU als auch Russland würden dabei eine wichtige Rolle spielen. Der neue Kalte Krieg ist ebenso ein finanzieller wie ein politischer, aber er kann auch leicht in einen militärischen ausarten. Die Währungs- und Gold-Kriege haben sich durch die Sanktionen gegen Russland schon längst in einen Handelskrieg ausgeweitet.

In dieser von Unsicherheit und Risiken bestimmten Übergangsphase zu einer neuen Weltordnung ist Gold das Geld der höchsten Not und die liebste Reserve der Zentralbanken. Es kann solange nicht konfisziert oder umgeformt werden, wie es sich – und das ist der entscheidende Punkt – auf dem eigenen Grund und Boden befindet. Die USA besitzen viel Erfahrung darin, fremde Währungen mit Hinweis auf die „Nationale Sicherheit“ zu konfiszieren oder einzufrieren. Aus diesem Grund leiten immer mehr Staaten den Rücktransport ihrer ausgelagerten Goldreserven ein. Es ist bekannt, dass wichtige Akteure dieser Weltpolitik Gold anhäufen, aber wir wissen nicht genau, wie viel. Der Goldmarkt ist und war immer ein sehr undurchsichtiger Markt. Das Auftauchen des Petro-Yuan und der langsame, aber stetige Verlust der Vorherrschaft des US-Dollars spielen in diesem „neuen“ Kalten Krieg eine wichtige Rolle, und am Ende steht ein Neustart des internationalen Währungssystems. Alles deutet darauf hin, dass Gold in Zentrum dieses neuen Systems stehen wird. Bis dieser Neustart stattfindet, wird Gold alle anderen Währungen hinter sich lassen – und hoffentlich nicht erst nach einem realen Weltkrieg.

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Quelle: https://www.goldbroker.com

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