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Philharmoniker Depot

23.09.14 Eurokrise - Deutschland versus Frankreich

Gestern war der neue Ministerpräsident des großen Krisenlandes Frankreich zu Gast in Berlin. Und aus Anlaß dieses deutsch-französischen Aufeinandertreffens brachte die Nachrichtenagentur Reuters einige interessante Vergleichszahlen der beiden größten Volkswirtschaften der Euro-Zone.

Frankreich größter Kunde

Fakt ist demnach, dass die Franzosen die größten Kunden der deutschen Exporteure sind. Und zwar ununterbrochen seit dem Jahr 1960. Das ist schon sehr beachtlich. Sehr schwach ist allerdings die aktuelle Verfassung der französischen Wirtschaft. Das Wachstum lahmt, für 2014 werden nur noch magere 0,4 Prozent BIP-Plus vorhergesagt. Die deutsche Wirtschaft steht da mit einem Wachstum von 1,5 Prozent relativ besser da. Zweifelsohne. Deutlich besser steht Deutschland auch bei der offiziell ausgewiesenen Arbeitslosenquote da. In Deutschland wird die Arbeitslosenquote einer Prognose der EU-Kommission zufolge auf nur noch 5,1 Prozent fallen. Die Arbeitslosenquote in Frankreich liegt mehr als doppelt so hoch. Deutlich krasser sieht der Vergleich bei der Jugendarbeitslosigkeit aus. Hier liegt Deutschland bei einem Wert von knapp unter 8 Prozent. Die Jugendarbeitslenquote in Frankreich liegt indes bei fast 23 Prozent!

Deutsche Wirtschaft enorm wettbewerbsfähig

Dies mag u.a. vor allem auch daran liegen, dass Deutschland – speziell im Süden des Landes – einen extrem starken industriellen Mittelstand zu bieten hat, was es in Frankreich in der Form schlicht nicht gibt. Ja, die „hidden champions“, die mittelständischen Weltmarktführer sind der große Stabilisator der deutschen Wirtschaft. Das fehlt in Frankreich fast gänzlich. Kein Wunder, dass der Industrie-Anteil am BIP in Frankreich auf nur noch gut zehn Prozent gefallen ist. Der EU-Schnitt liegt insofern bei 15 Prozent. In Deutschland liegt der Industrie-Anteil am BIP indes deutlich höher. Und zwar bei sage und schreibe 22 Prozent. Zwischen 2007 und 2012 konnte Deutschland in der EU ein Stellenplus verbuchen. Seit 2007 wurden in der französischen Industrie indes eine halbe Million Stellen gestrichen!

Französische Staatsfinanzen außer Kontrolle

Als Folge dieser industriellen Malaise ist es ebenso kaum überraschend, dass die französischen Staatskassen notorisch klamm sind. Die französische Regierung plant erst für das Jahr 2017 damit, die erlaubte Höchstgrenze für die Neuverschuldung bei maximal drei Prozent einzuhalten. Die EU-Kommission sagt vorher, dass die Staatsverschuldung Frankreichs bis Ende 2015 auf fast 97 Prozent des BIP anwächst. Dagegen sieht es beim deutschen Kassenwart, Wolfgang Schäuble, deutlich besser aus. In den ersten sechs Monaten 2014 nahm der deutsche Staat 16 Milliarden mehr ein als er ausgab. Der Staatsschuldenstand liegt tiefer als der französische. Und zwar bei 76 Prozent, was immer noch deutlich höher als der erlaubte in Höhe von 60 Prozent ist!

Ja, die Staatsverschuldung in Frankreich ist außer Kontrolle geraten. Seit dem Jahr 2005 erhöhte sich der französische Staatsschuldenberg um sage und schreibe 700 Milliarden Euro. Seit dem Jahr 1974 konnte Frankreich keinen Staatshaushaltsüberschuss mehr ausweisen. Der Staatsschuldenstand liegt aktuell bei um die 1,9 Billionen.

Wohl gemerkt, dabei handelt es sich um den offiziell zugegebenen Schuldenstand. Die stillen Lasten (u. a. unterlassene Rückstellungen für die Beamtenversorgung bzw. Sozialsysteme) bleiben insofern ja außen vor. Kurzum, es wird kein Weg daran vorbei führen, dass einschneidende Reformen, sprich Kürzungen, in Frankreich durchgezogen werden müssen.

Zur Erinnerung, in Frankreich soll ja das Renteneintrittsalter erst ab dem Jahr 2018 auf 62 Jahre erhöht werden. Bis dahin gilt als gesetzliches Renteneintrittsalter immer noch das 60. Lebensjahr. Selbst nach der jüngsten rentenpolitischen Wohltat der großen Koalition in Berlin kann ein deutscher Rentner indes frühestens mit dem Erreichen des 63. Lebensjahres in Rente gehen. Für alle Jahrgänge ab 1964 ist indes in Deutschland das gesetzliche Renteneintrittsanlter das 67. Lebensjahr....

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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