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Philharmoniker Depot

20.01.16 Wer zu spät kommt, muss früher gehen

Lange hatte sie gewartet, fast das gesamte vergangene Jahr über. Erst zum letztmöglichen Zeitpunkt, auf der letzten Sitzung im Dezember 2015, fassten die FED-Vorsitzende Janet Yellen und ihre Amtskollegen allen Mut zusammen und erhöhten endlich die US-Leitzinsen um mickrige 25 Basispunkte. Wie sich in diesen Tagen herausstellt, hat die FED mit ihrer zögerlichen Haltung nicht nur einen schweren Fehler begangen, sondern auch das Vertrauen der Investoren, auf jeden Fall vorläufig, verspielt. Zumindest wir bei Sicheres Geld hatten spätestens im September 2015 mit einer aus unserer Sicht dringend notwendigen Leitzinsanpassung gerechnet, schließlich hatte auch Janet Yellen mit ihren vorherigen Bemerkungen die Marktteilnehmer auf die bevorstehende Entscheidung vorbereitet. Doch dann knickte der Offenmarktausschuss erneut im Hinblick auf die fragilen weltweiten Finanzmärkte ein und sorgte für verdutzte Gesichter und Reaktionen der Anleger.

Teure Fehleinschätzungen

Fast das gesamte vergangene Jahr über hätten sowohl die US-Volkswirtschaft als auch die US-Finanzmärkte einen oder mehrere Zinsschritte verkraftet, wären sicherlich nicht „in Flammen aufgegangen“. Gerade in Hinblick auf die sich schon vor Monaten abzeichnende leichte Abschwächung der US-Konjunktur wäre es der FED so gelungen wieder etwas Luft zwischen dem als Leitzins fungierenden Tagesgeldsatz und der Nulllinie zu bringen. Dass am Ende anders entschieden wurde, lag nicht zuletzt an einer Erwartung an die Ölpreisentwicklung, die so nicht eintrat und jetzt für die Probleme sorgt. Bitte erinnern Sich: auch wir von Sicheres Geld erwarteten ab Herbst einen sich langsam beruhigenden Ölpreisverfall mit einer Bodenbildung bei etwa 40 USD für die marktbestimmenden Ölsorten. Wäre diese Erwartung, die offenbar auch von der US-Notenbank geteilt wurde, so eingetreten, der sogenannte Basiseffekt bei der Berechnung der Inflationsrate hätte dazu geführt, dass die offizielle Rate der Geldentwertung in den USA im Januar und Februar 2016 bei mindestens 1,5 % gelegen hätte, auch 2,0 % wären im Ergebnis möglich gewesen. Weitere Zinserhöhungen im Februar 2016 und den darauffolgenden Monaten wären dann möglich weil begründbar gewesen.

Ölpreisabsturz macht weitere Zinserhöhungen nahezu unmöglich

Doch der Ölpreis nutzte die Chance zur Bodenbildung nicht, bzw. ließen die Ölhändler diese Entwicklung nicht zu. Fast ungebremst ging es zuerst unter die Marke von 40 und jetzt sogar 30 US-Dollar je Fass. Damit werden auch die US-Inflationszahlen weiterhin im Keller notieren, ein Basiseffekt kommt nicht zum Tragen. Das nächste Fenster für Inflationsraten um die 1,5 bis 2,0 % öffnet sich übrigens erst wieder gegen Ende des Jahres, bzw. zu Beginn 2017, d.h. auch wenn der Ölpreis vielleicht ab März über den Sommer wieder auf mehr als 40 US-Dollar zulegen würde, ergäben sich daraus keine erhöhten Inflationswerte: der Grund: diese Entwicklung gab es auch im vergangenen Jahr, so dass der Basiseffekt diesen möglichen Preisaufschwung komplett auffängt. Sollte der Ölpreis allerdings bis in den Sommer hinein schwächeln, dann wären in den USA sogar negative Inflationsraten denkbar.

Die FED hat zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt eine Zinswende begonnen

Inzwischen zeigen es immer mehr veröffentliche Konjunkturdaten in den USA, zuletzt der enttäuschende Empire State Index: die US-Konjunktur droht in die Rezession abzurutschen. Auch die Qualität der Daten vom Arbeitsmarkt waren zuletzt wieder schlechter als in den starken Vormonaten. Weitere Zinserhöhungen, so wie das einige FED-Mitglieder noch kürzlich für die kommenden Monaten prophezeiten, kann und wird es daher nach menschlichem Ermessen nicht geben. Damit wird die „Zinswende“ als kompletter „Rohrkrepierer“ in die Geschichte der US-Geldpolitik eingehen. Mit Blick auf die US- und Weltwirtschaft, sowie auf die schwersten Kursverluste an den Aktienmärkten zu Beginn eines Jahres seit Jahrzehnten, müsste die FED sogar bereits jetzt wieder über Zinssenkungen nachdenken – jedenfalls dann, wenn die Politik der beiden Yellen-Vorgänger Greenspan und Bernanke fortgeführt werden soll. Doch die gerade erst erfolgte Zinserhöhung setzt Yellen Schachmatt. Denn ein erneuter Wechsel in der US-Geldpolitik zu diesem Zeitpunkt käme natürlich einem Schuldeingeständnis gleich.

FED wird reagieren müssen

Doch was bleibt den Notenbankern anderes übrig, wollen sie nicht ihren Einfluss auf die Märkte und Investoren komplett verlieren? Es ist kaum denkbar, dass die FED eine Geldpolitik betreibt, die sich gegen Politik und (Finanz-)Wirtschaft richtet. Folglich wird sicherlich gerade ein Konzept erstellt, dass die Umkehr von der Zinsumkehr gebührend erläutert und zusätzlich den Druck von Janet Yellen nehmen soll. Ersteres mag gelingen, aber der Makel der Fehlinterpretation bei geldpolitischen Entscheidungen wird an Yellen den Rest ihrer vermutlich kurzen Amtszeit kleben bleiben.

Fazit: Die Stärke der US-Finanzmärkte war auch immer ein Ergebnis der Kooperation zwischen Politik, Zentralbank und Investmenthäusern. Nun hat eine folgenschwere Fehleinschätzung der FED diese Konstante aufgelöst. Zumindest für die kommenden Wochen entsteht so ein gefährliches Führungsvakuum. Offiziell ist die US-Notenbank noch immer im Zinserhöhungsmodus, während die Investoren bereits nach neuen Geldspritzen für die angeschlagenen Märkte verlangen. Zudem droht auch die US-Konjunktur abzurutschen. Das wird dazu führen, dass die Veröffentlichung neuer schwacher Konjunkturdaten zu weiteren Kursverlusten an den Aktienmärkten führen wird, ebenso wie ein weiter fallender Ölpreis. Die Marktteilnehmer werden die FED bzw. die FED-Vorsitzende Janet Yellen dazu zwingen, das geldpolitische Steuer erneut herumzureißen um den Ausstieg aus der Zinswende vorzunehmen. Je länger sich Yellen ziert, desto brutaler werden aus unserer Sicht im Verlauf der kommenden Wochen und Monate die Abschläge an den Aktienmärkten und bei einigen Rohstoffpreisen inkl. Öl ausfallen. Wir – und die Depots unserer Abonnenten – sind auf diese Entwicklung vorbereitet. Sollten Sie es noch nicht sein, droht Ihnen die Zeit davonzueilen. Nutzen Sie die möglicher Weise etwas ruhigeren kommenden Tage an den Aktienmärkten um Ihr Depot gegen weitere Kursverluste abzusichern. Meiden Sie generell erhöhte Risiken. Wollen Sie, wie unsere regelmäßigen Bezieher des Börsendienstes Sicheres Geld, sogar von der Entwicklung profitieren, dann sollten Sie umgehend ein Abonnement abschließen.

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Quelle: http://archiv.investor-verlag.de

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