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Philharmoniker Depot

27.08.15 Hintergrund: Leitzinsen und Währungen

Niedrige Zinsen sind für eine Notenbank ein mögliches Mittel, um einer ins Stocken gekommenen Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Wechselkursänderungen sind dabei eine mögliche, aber nicht die wichtigste Folge. Die wichtigste Folge sind günstigere Refinanzierungskonditionen für Unternehmen wie Privatpersonen. Je günstiger Kredite sind, desto mehr Projekte lohnen sich, in Angriff genommen zu werden. Ein Hausbau ist finanzierbar, der bei höheren Zinsen nicht finanzierbar war. Eine neue Fabrikhalle oder gar die Gründung gänzlich neuer, kapitalintensiver Unternehmen lohnt sich möglicherweise bei niedrigen Zinsen, nicht aber bei hohen. Niedrige Zinsen helfen also dabei, die Nachfrage anzukurbeln - und damit die Wirtschaft.

Ein niedriger Leitzins unterstützt aber auch die Exportwirtschaft des eigenen Landes. Niedrige Zinsen machen eine Währung unattraktiver, die Kurse sinken. Dadurch werden auch die Exportprodukte im Ausland günstiger. Kostet die Herstellung eines amerikanischen Autos 20.000 Dollar, dann muss der Hersteller für kostendeckenden Betrieb auch mindestens 20.000 Dollar einnehmen. Bei einem Wechselkurs von 1,10 Dollar pro Euro müsste das Fahrzeug in Europa also mindestens 18.200 Euro kosten. Bei einem Wechselkurs von 1,50 Dollar pro Euro kann das Fahrzeug auch 13.350 Euro angeboten werden, ohne dass der Produzent in Dollar gerechnet mit Umsatzeinbußen leben müsste. Ein niedrigerer Außenwert der eigenen Währung macht also Exportprodukte aus Sicht der Abnehmer im Ausland günstiger.

Seit zehn Jahren keine Zinserhöhung

Die Fed entschied also bereits 2008, den Leitzins drastisch zu senken und so die amerikanische Wirtschaft, die sich im Auge des Orkans der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise befand, irgendwie zu retten und noch schlimmeres zu verhindern. Das war im Großen und Ganzen von Erfolg gekrönt, denn nach den wirtschaftlich miserablen Jahren 2008/2009, als die US-amerikanische Wirtschaft zwischenzeitlich um bis zu 4% schrumpfte, ging es ab 2010 wieder aufwärts. Aktuell liegt das Wirtschaftswachstum aufs Jahr gerechnet bei 2,3%.

Die Fed kann die Zinserhöhung verschieben

Höchste Zeit also für die Fed, die Zinsen wieder anzuheben. Ansonsten sind ihr die Hände gebunden, sollte es zur nächsten Krise kommen; und dass das schneller gehen kann, als gedacht, stellt China derzeit eindrucksvoll unter Beweis. Doch hier genau liegt der Haken: Die aktuelle Krise in China bleibt auch für die USA nicht ohne Folgen. Es geht die allgemeine Sorge vor einer globalen Rezession um, und die Abwertung des Renminbi seitens der chinesischen Notenbank verringert den Wettbewerbsvorteil amerikanischer Exportprodukte. Die Fed sollte nun die Zinserhöhung weiter hinauszögern. Und danach sieht es momentan aus.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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