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Philharmoniker Depot

09.03.15 Nach einem Monat Seitwärtstrend fällt der Euro nun wieder

Das Ausbleiben des Kräftemessens um die runden Marken ist ein zusätzliches Zeichen der Stärke der Bären. Der Abwärtstrend wird sich also wahrscheinlich weiter fortsetzen und es ist sehr davon auszugehen, dass der Euro die Parität zum US-Dollar nicht nur ansteuert, sondern auch erreichen wird. Allein, um das Extremszenario, was derzeit gar nicht mehr so extrem scheint, auszutesten. Es ist weiter davon auszugehen, dass der Kampf um die Parität mehrere Monate dauern kann (aber natürlich nicht muss). Im Jahr 2002 brauchte der Euro von Mai bis November ein halbes Jahr, um es über die Parität zu schaffen. Dann ging es ruckartig nach oben und bis Mai an die 1,20USD heran. Gleichwohl könnte eine bearishes Bewegung unterhalb der Parität den Euro auf mittelfristige Sicht bis 0,95USD drücken.

Die EZB will den Euro schwächen

Die Fortsetzung des Abwärtstrends im Euro ist ganz im Sinne der EZB, die mit dieser expansiven Geldpolitik hofft, die Inflation und damit die Konjunktur im Euroraum anzuheizen. Ein schwacher Euro kommt außerdem der Exportwirtschaft zugute. Ob dieser Plan allerdings tatsächlich aufgeht, oder aber ob er zu simpel gestrickt ist, wird sich erst mittelfristig zeigen. Die Auswirkungen auf den Euro sind jedoch bereits jetzt offensichtlich und das Unterschreiten der 1,10USD ein ganz klares Signal für Short-Szenarien. Wenn Sie also nicht bereits Short im EUR/USD investiert sind, bietet es sich jetzt wieder an, nachdem der Kurs im Februar hauptsächlich seitwärts lief.

Wie lange macht die Fed das Spiel der EZB mit?

Allerdings ist auch zu bedenken, dass die US-amerikanische Notenbank Federal Reserves (Fed) dem Abwertungsspiel der EZB nicht unbedingt ewig tatenlos zusehen wird. Die Kaufkraftparität zwischen Euro und US-Dollar, also der faire Wert beider Währungen, liegt bei 1,25USD und damit 25% über der Parität bei 1 Euro pro US-Dollar. Ein zu starker Dollar schadet der US-amerikanischen Export-Wirtschaft ebenso wie ein zu starker Euro der europäischen.

Fed-Chefin Janet Yellen wird nicht müde zu betonen, dass die Gesundheit der amerikanischen Wirtschaft im Zentrum ihrer Geldpolitik steht. Ein zu starker Dollar, verursacht durch die expansive Geldpolitik der EZB, könnte also dazu führen, dass die Fed ihre Geldpolitik ebenfalls weiter locker lässt und mit der Erhöhung der Leitzinsen, die den Dollar weiter stärken würde, doch noch wartet.

Befindet sich die EZB auf einem Irrweg?

Die EZB muss sich langsam fragen lassen, ob sie es nicht übertreibt. Die Eurozone hatte bis 2012 eine jahrelang weitgehend ausgeglichene Handelsbilanz. Seitdem häuft die Eurozone große Handelsbilanzüberschüsse an. Wo es Überschüsse gibt, muss es auch Defizite geben - beides sind zwei Seiten derselben Medaille und Grundlage für Krisen. Eine ausgeglichene Bilanz, wie sie die Eurozone noch bis vor kurzem hatte, war hingegen Stabilitätsgrundlage. Die EZB hat also ganz bewusst eine stabile Situation ins instabile kippen lassen, obwohl sich noch 2013 die Notenbankgouverneure und Finanzminister der G20 darauf verständigten, gerade keinen Währungskrieg anzuzetteln.

Überdies muss sich die EZB langsam fragen lassen, ob eine derartig starke Abwertung überhaupt die Wirtschaft ankurbeln kann. Denn zunächst einmal senkt die starke Abwertung die Kaufkraft der Eurozone. Alles, was von außerhalb der Eurozone importiert werden muss, wird teurer. Geld, was ins außereuropäische Ausland fließt, kann nicht mehr innerhalb der Eurozone wachstumsfördernd ausgegeben werden. Dabei gibt es schon jetzt eine eklatante Nachfrageschwäche in der Eurozone.

Am Ende könnte der Bürger unter der Geldpolitik leiden

Zwar sorgt der niedrige Wechselkurs mittelbar für bessere Exporte. Doch davon haben die europäischen Bürger erst einmal nichts. Die Exporteure müssten ihre besseren Verdienste in Form höherer Löhne und/oder Steuern erst einmal weitergeben. Wie diverse Großkonzerne zuletzt bewiesen, sind sie aber sehr gut darin, Steuerzahlungen zu vermeiden. Und höhere Löhne sind angesichts zweistelliger Arbeitslosenraten in zahlreichen Ländern der Eurozone auch erst einmal nicht zu erwarten. Gestärkt werden also vor allem die Kapitaleinkommen, die nicht unbedingt für höhere Binnennachfrage sorgen.

Im Endeffekt könnte also der Versuch, über nach unten manipulierte Wechselkurse die Wirtschaft zu stärken, sogar zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der Eurozonenbewohner führen.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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