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Philharmoniker Depot

14.10.14 Geldpolitik: Der hoffnungslose Kampf der Notenbanken für mehr Inflatio

Geldtheoretiker und Makro-Ökonomen dürfte sich schon seit Jahren der Magen umdrehen, wenn sie auf die Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken der Welt schauen. Seitdem diese nicht länger „nur“ Entscheidungen über die Zinshöhe bzw. die Kreditversorgung plus den Namen des jeweils aktuellen Anleihekauf-Programms treffen, sondern die Marktteilnehmer auch mit ihren Pressekonferenzen und anderen öffentlichen Ausführungen feinabstimmen, sind vor allem profunde Kenntnisse auf den Gebieten der „Anlegerpsychologie“ bzw. Verhaltens-Ökonomie („behavioral finance“) gefragt.

Dank ZIRP („zero interest rate policy“) nicht länger reduzierbarer Leitzinsen sowie bereits stark aufgeblähter Notenbankbilanzen kommt dem so genannten „wording“ sogar ein immer wichtiger werdender Part zu. Denn: wenn man die Marktteilnehmer über Verlautbarungen so steuern kann, dass diese das tun was den Notenbanken in den Kram passt, erspart man sich die eine oder andere harte geldpolitische Maßnahme.

Das neue Zeitgeist-Motto lautet: Inflation muss her…

In diesen Kontext passen auch die Ummodellierungen, die die Notenbank-Sprecher in den vergangenen Jahren vornahmen. Noch zu Zeiten der geldpolitisch unabhängigen Deutschen Bundesbank wären deren Präsidenten niemals auf die Idee gekommen ein minimales Inflationsziel herauszuposaunen und die Geldpolitik dann ausschließlich auf die Erreichung dieses Zieles zu trimmen.

Die Gründe dafür sind einleuchtend, aber offenbar in unseren „Modernen Zeiten“ in Vergessenheit geraten: Zum einen ist eine sehr niedrige Inflationsrate nicht „schlecht“, zum anderen ist die Inflationsrate (in der Abgrenzung der Konsumentenpreis-Inflation, CPI) das Ergebnis einer ganzen Reihe von Prozessen, sie lässt sich folglich kaum von der Geldpolitik direkt bestimmen. Doch das tut dem neuen geldpolitischen Zeitgeist keinen Abbruch, zumal die Rezipienten daran auch keinen Anstoß nehmen.

Das „geldpolitisch kontrollierte Inflationsziel“ ist kaum zu erreichen

Doch auch, wenn die Vorstellungen der Notenbanken in Sachen beschleunigter Geldentwertung kaum hinterfragt werden, so ändert das doch nichts an der de facto Unerreichbarkeit der Zielmarkten. Der Blick nach Japan reicht bereits aus! Denn seit mehr als 20 Jahren versucht die Bank of Japan (BOJ) nun schon, die Deflationsspirale zu durchbrechen, die Inflationsrate in Richtung 2 % zu bugsieren – das gelang ihr weder nachhaltig vor 5 oder 10 Jahren, noch aktuell. Das Problem: Notenbanken können nur mit Geschäftsbanken interagieren, diesen zum Beispiel neue Kreditmittel zukommen lassen, nicht aber der Privatkundschaft.

Letztere bestimmen mit ihrer Nachfrage aber das Preisniveau (CPI), bzw. die Veränderung („Inflation“). Geschäftsbanken hingegen kaufen keine Konsumgüter bzw. geben nur ungern Kredite in die Privatwirtschaft, wenn dies als zu riskant angesehen wird. Da bei den Verbrauchern die lockere Geldpolitik weder direkt ankommt, noch indirekt über höhere Löhne und Gehälter aufgrund einer möglicher Weise „boomenden Wirtschaft“, kann die Inflationsrate kaum als ein fixes Wunschergebnis vorgegeben werden – es sei denn man möchte scheitern.

FED ignoriert die BOJ-Erfahrungen

Während die BOJ seit ungefähr zwei Jahren nun noch heftiger und mächtiger, aber dennoch erfolglos, versucht eine Inflationsrate von 2 % zu stemmen, fängt nun auch die FED an entsprechendes zu versuchen. Auch sie will die Inflationsrate bei 2 % plus X sehen, denn nur dann kann sie endlich die Leitzinsen wieder anheben ohne auf Widerstand bei der Politik und den Marktteilnehmern zu stoßen. Nachdem die Inflationsrate (CPI) vor vier Monaten noch bei 2,1 % lag, ist sie nun allerdings auf 1,7 % gefallen und dürfte angesichts des festen US-Dollars und des schwachen Ölpreises in den kommenden Monaten kaum steigen – im Gegenteil:

Anleiheexperten sehen die Inflationsrate auf nur noch rund 1 % fallen und erwarten in den kommenden 5 Jahren einen Durchschnittswert von gerade einmal 1,5 %. Geopolitische Unsicherheiten und die derzeit überzogene (aber eventuell bald realistische) Angst vor Ebola dürften die Konsumneigung und damit die Verbraucher-Nachfrage zudem weiter drücken. Natürlich besitzt auch die US-Notenbank keine Möglichkeit direkt auf die Inflationsrate Einfluss auszuüben, ebenso wenig die EZB, die ebenfalls einen Satz von 2 % anstrebt.

Festhalten an reinen Inflationszielen fördert die Blasenentwicklung an den Finanzmärkten

Sollten die Notenbanken stur am Erreichen von 2 % Inflation, ohne auf die Rahmendaten der Volkswirtschaften zu achten, festhalten, wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als immer mehr Geld in die Kredit- und Finanzmärkte zu blasen. Zumindest theoretisch könnte es so in ferner Zukunft gelingen, dass sich auf diese Weise, Unterbrechungen wie aktuell eingerechnet, eine gewaltige Asset-Blase bildet, die dann in die Realwirtschaft schwappt. Allerdings hat die bisher bereits sehr lockere Geldpolitik rund um den Globus noch nicht zu einer solchen Entwicklung geführt.

Deshalb kann man erahnen wie gewaltig vermutlich Bewertungsblasen anschwellen müssen, bis entsprechende gewünschte Effekte auftreten. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint lediglich die FED dazu bereit zu sein, trotz schwächerer Inflationsentwicklung als erhofft, die Zinswende einzuleiten umso wieder geldpolitisch handlungsfähig zu werden. In Japan und im Euroraum werden die Notenbank hingegen unverändert mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik Finanzblasen aufpumpen, ohne, dass sich für die Volkswirtschaften positive Effekte ergeben.

Zentralbanken zerstören den Geldwert

Obwohl man die Doktrin des immer währenden billigen Kredites der Zentralbanken getrost als gescheitert bezeichnen kann, kann von einem Umdenken nicht die Rede sein. Das Problem für die Währungen bzw. ihre Stabilität ergibt sich interessanter Weise aber erst dann, wenn die Zentralbanken erfolgreich sind, der Geldwert in der Realwirtschaft schwindet und die Inflationsraten immer weiter anziehen, der Prozess unumkehrbar wird. Bis dahin stellen Korrekturen an den Aktien- und Edelmetallmärkten Kaufgelegenheiten dar. Insbesondere dann, wenn diese so heftig ausfallen wie aktuell.

Die Notenbanken werden die Anleger vorerst weiter zwingen ihr Heil in den Assetmärkten und – gegebenenfalls – bei Staatsanleihen zu suchen. In den kommenden Wochen und Monaten wird vermutlich auch die FED signalisieren, dass die für das zweite Quartal 2015 erwartete Leitzinserhöhung bis auf Weiteres einkassiert wird, dann dürften sich auch ohne US-QE-Programm die Aktienmärkte wieder erholen, Edelmetalle sogar eine deutliche Trendwende nach oben vollziehen.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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