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Philharmoniker Depot

18.09.14 EZB – die neue Bad Bank

Neben Notenbanksitzungen und Schotten, könnte fast untergehen, dass die EZB zur Bad Bank verkommt und Frankreich im Grunde bankrott ist. Das darf aber nicht untergehen...

FED und Schottland: am Ende Non-Events?

FED-Sitzungen sind ja inzwischen so spannend wie eine Mathe-Klausur, bei welcher die Lösungen von der Lehrkraft bereits im Vorfeld vorgegeben worden sind. Und auch diesmal ist eigentlich nicht zu erwarten dass Lehrerin Yellen dem eifrigen Markt eine Falle stellen könnte. Der US-Aktienmarkt nimmt es also bereits vorweg: die QE-Pumpe läuft wieder etwas schwächer und die Zinsen dürften über einen längeren Zeitraum hinweg niedrig bleiben. Herr Markt geht davon aus, dass das weiterhin bedeutet, das Nachdenken über die Konsequenzen bis 2015 hinaus zögern zu können.

Und morgen dann Schottland. Knapp soll es werden, das Ergebnis des Referendums über die Unabhängigkeit von Großbritannien, was faktisch eine Unabhängigkeit von der EU bedeutet. Da wird im Vorfeld natürlich geschrieben, gemacht und getan um die Schotten von der Rebellion abzuhalten. Von der Queen bis Obama-Lieblingsökonom Paul Krugman, der den Schotten schon ein spanisches Schicksal prophezeit, sollten sie abtrünnig werden, muss jeder seinen Senf dazu geben. Ich möchte das eigentlich nicht auch noch machen. Denn neben vielen Problemen die vornehmlich aus der Klärung des neuen Status eines eigenständigen Schottlands entstehen würden (welche Währung, welcher Anteil an Reserven und Kosten des UK steht Schottland zu, was wird aus Renten und Sozialleistungen, EU-Mitgliedschaft und Atomwaffen), gäbe es auch Vorteile (keine EU-Mitgliedschaft, keine Nato-Mitgliedschaft, kein London). Und obwohl Öl nicht alles ist, man mit Whisky, Touristen und Windparks alleine noch keinen Blumentopf gewinnt, könnte man durchaus mit den richtigen politischen Weichenstellungen (eigene Zentralbank und Währung, Unternehmens- und Investitionsfreundliches Umfeld schaffen, damit die Banken zurückholen, die sich nach London absetzen wollen und durch neu geschaffene Arbeitsplätze, sowie dank guter Bildungsstätten junge, gut ausgebildete Fachkräfte ins Land holen) keine schlechte eigenständige Zukunft haben. Dennoch werden die Schotten wohl knapp gegen die Unabhängigkeit votieren - schließlich geht es ihnen wirtschaftlich (noch?) nicht schlecht genug, um sich tatsächlich auf solch einen wahrlich nicht einfachen Weg zu machen. Und obwohl es lustig wäre seitenweise zu vermuten ob und warum sich auch andere europäische Regionen auf den Weg in die Unabhängigkeit machen könnten (Basken, Katalonien, Flandern, Venetien, Grönland, Nordirland, Wales, Siebenbürgen, Südtirol, am Ende vielleicht sogar Bayern ;-)), sprechen wir doch lieber über dringlichere Probleme, die im Schatten von FED und Schottland unterzugehen drohen.

EZB - die neue Bad Bank

Seit die EZB eine Politik wie die FED betreibt habe ich sie schon des öfteren als Bad Bank bezeichnet. Das war immer abwertend gemeint. Doch jetzt bekommt der Begriff reale Bedeutung. Sie erinnern sich: die EZB hat zuletzt klar gestellt, dass sie Kreditverbriefungen aufkaufen wird. Solche Papiere haben ein hohes Ausfallrisiko, wenn sie von so minderer Qualität sind, wie beispielsweise anno dazumal 2008 die US-Hypothekenpapiere, welche die größte Finanzkrise seit 1929 ausgelöst hatten.

Eigentlich hat die EZB eine Rating-Untergrenze. Soll heißen, wenn Banken bei der EZB Verbriefungen als Sicherheit für frisches Zentralbankgeld hinterlegen wollen, dann müssen diese Papiere mindestens ein Bonitäts-Rating von A- aufweisen.

Wer nun glaubt, die EZB werde bei ihrem Aufkaufprogramm ebenfalls nur Papiere mit hoher Bewertung aufkaufen, der dürfte wahrscheinlich bitter enttäuscht werden, wie Reuters berichtet, unter Berufung auf Personen die mit den Überlegungen der Notenbanker vertraut sind.

Und jetzt macht mal derjenige einen Kopfstand, den das überrascht. Ich wette Sie sitzen jetzt genauso wie ich auch noch auf ihrem Stuhl.

Mal ehrlich, die EZB will ja nicht deutsche oder finnische Papiere kaufen, sondern die Banken Südeuropas entlasten. Von jenen will sie zusammen gebündelte Kredite (vom Hypothekenkredit bis hin zum Kredit für den von der Pleite betroffenen Betrieb) abnehmen, damit diese mit nun frei gewordenem Eigenkapital wieder neue Kredite ausgeben können an Unternehmen und Häuslebauer. Was nett klingt, ist in der US-amerikanischen Realität hat nach hinten los gegangen und wird in Euro-Realität bestenfalls nicht funktionieren, aber schlimmstenfalls die nächsten Blasen anheizen. Denn abgesehen davon, dass die europäische Notenbank, also ihre und auch meine und die aller anderen Deutschen, Österreicher, Niederländer, Finnen, und übrigen Einwohner der Zone, Hüter unseres Geldes, sich dazu aufmacht schlimme Risiken auf die eigene Bilanz zu laden, die am Ende nur wir alle ausbaden werden, dürfte das Ganze nicht einmal halbwegs den gewünschten Effekt mit sich bringen. Denn die Hauptursache für das schwache Wachstum in vielen Euro-Staaten ist nicht etwa, dass die dort keinen Zugang zu Krediten hätten, sondern dass niemand mehr da ist, der überhaupt noch einen Kredit will.

Kein Wunder, welcher Spanier möchte denn aktuell ein Haus bauen, wenn er nicht mal mehr einen Job hat? Welches Unternehmen will sich in Griechenland ansiedeln, wenn es erst alle Beamten schmieren muss um dann Kosten aufgrund seltsamster Gesetze zu tragen hat? Und das allerschlimmste: welcher Konzern will noch in Frankreich sein, wenn das 3400 Seiten starke Arbeitsrecht komplizierter ist, als die Quadratur des Kreises zu lösen, wenn die Sozialabgaben so hoch sind, dass die hohen Lohnstückkosten Frankreichs Wettbewerbsfähigkeit auflösen, wenn gerade der hohe Mindestlohn dafür sorgt, dass es sich nicht mehr lohnt gering Qualifizierte einzustellen, wenn Frankreich auf ausländische Investoren planwirtschaftlicher wirkt als die ehemalige Sowjetunion?

Auch die EZB wird Frankreich auf lange Sicht nicht retten können

Überhaupt Frankreich. Ich habe es schon immer gesagt und wiederhole es auch weiterhin: Griechenland und Portugal mögen unschön gewesen sein, aber die Eurozone steht und fällt mit Frankreich.

Angesichts dessen, dass sich Frankreich mit einem Miniwachstum von prognostizierten 0,4% in 2014, mit einem zum dritten Mal nach oben korrigierten zu erwartenden Haushaltsdefizit von 4,4% vom BIP in 2014, noch immer jeglichen echten Strukturreformen verwehrt, dürfte wohl klar sein, für wen die EZB langfristig da eigentlich das Aufkaufprogramm für halbfaule Kreditverbriefungen ins Leben ruft.

Das mag edelmütig von der EZB erscheinen, aber auf lange Sicht ist es dumm. Es ist dumm zu glauben, man könnte Frankreich und damit die Eurozone retten, indem man immer wieder kurzfristig die Last erleichtert und damit langfristig verhindert, dass sich etwas ändert.

So long liebe Leser.....ebenso dumm ist es im Übrigen zu glauben, dass ein schwacher Euro der Euro-Wirtschaft mehr Nutzen als Schaden einbringen könnte....insbesondere wenn es um die Volkswirtschaften geht, die wie Frankreich wohl hoffen von einem schwachen Euro profitieren zu können...schließlich profitiert auch Russland nicht von seinem schwachen Rubel, während die Schweiz sich trotz des starken Franken schon seit Jahrzehnten gut behaupten kann....doch dazu ein anderes Mal mehr...liebe Grüße und bis morgen...

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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