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Philharmoniker Depot

08.07.14 Platin und Palladium: Nach dem Streik ist vor der Seitwärtsbewegung

Letzten Monat ging es an dieser Stelle um den andauernden Streik der Minenarbeiter in den Platinminen Südafrikas. Inzwischen sind die Streiks beendet, die Förderung von Platin und Palladium geht nach fünfmonatigem Stillstand weiter. Der erwartete Kurseinbruch blieb bisher allerdings aus. Mittelfristig kann nun bei beiden Edelmetallen mit volatilen Seitwärtsbewegungen gerechnet werden, was besonders Trader freuen dürfte.

Der Streik hat endlich ein Ende

Der längste Streikt in der Geschichte der südafrikanischen Platinminen ist zu Ende. Ende Januar legten mehr als 70.000 Minenarbeiter ihre Arbeit nieder. Ihre Forderung: Eine Lohnsteigerung auf 12.500 Rand pro Monat, umgerechnet ungefähr 900 Euro. Darauf ließen sich die Bergwerkbetreiber bis zum Schluss nicht ein. Der jetzt gefunden Kompromiss sieht vor, dass der Lohn der Minenarbeiter über die nächsten drei Jahre monatlich um 1000 Rand erhöht wird, bis der geforderte Mindestlohn erreicht ist.

Doch die Kurse steigen weiter, anstatt zu fallen

Das Ende des Streiks zeichnete sich bereits Mitte Juni ab. Folglich gaben die Kurse von Platin und Palladium kurzfristig nach. Die Verluste lagen bei Platin allerdings lediglich bei 4,5%, Palladium verlor 7%. Diesen Verlust hat Palladium inzwischen fast wieder wett gemacht, während Platin bereits Ende Juni mehr kostete als vor der Mini-Konsolidierung. Die Kursverluste sind also wieder aufgeholt, obwohl die Förderung in den Minen inzwischen weitergeht.

Das liegt vor allem daran, dass die Minenbetreiber durch den Streikt fast 24 Mrd. Rand (umgerechnet 1,65 Mrd. Euro) Umsatzausfall erlitten haben. Der Lohnausfall für die Beschäftigten liegt bei fast 11 Mrd. Rand. Zudem kommen auf die Minenbetreiber nun höhere Kosten zu, schließlich sind sie zu höheren Lohnzahlungen verpflichtet. Deshalb werden auch Stellen abgebaut und die Förderung mittelfristig zurückgefahren. Diese zusätzlichen Kosten werden an die Abnehmer von Platin und Palladium weitergegeben, der Preis für die Edelmetalle wird also gestützt, anstatt zu fallen. Auch wird es einige Zeit dauern, bis die Produktion wieder auf vor-Streik-Level angekommen ist. Experten sprechen von bis zu sechs Monaten.

Das Angebot bleibt erst einmal begrenzt

Südafrika verfügt über 80% der weltweiten Platinreserven. Dank der Lagerbestände konnten Engpässe während des Streiks größtenteils ausgeglichen werden, doch die Vorräte neigen sich nun ihrem Ende zu. Das Angebot an Platin und Palladium bleibt also weiterhin knapp, weil der Förderausfall während der Streiks erst einmal wieder aufgeholt werden muss. Derweil bleibt die Nachfrage konstant, da Platin und Palladium vor allem in der Autoindustrie zum Bau von Katalysatoren verwendet werden. Der Markt bleibt also weiterhin angespannt, was mittelfristig eine Unterstützung für die Preise sein dürfte.

Palladium: Die Luft wird dünn, aber Unterstützung kommt aus Russland

Besonders der Palladiumkurs war stark von den Streiks betroffen. Seit Anfang Februar legte der Kurs um mehr als 20% zu. Mitte Juni kostete eine Feinunze Palladium mehr als 860 US-Dollar - so viel wie schon seit 13 Jahren nicht mehr. Charttechnisch gesehen wird es also langsam eng für Palladium und mittelfristig ist eine ausgeprägte Seitwärtsbewegung wohl wahrscheinlicher als eine direkte Fortsetzung der Rally.

Zusätzlich gestützt wird der Palladiumpreis allerdings durch ein von Südafrika gänzlich unabhängiges Ereignis: die Ukrainekrise. Das russische Unternehmen MMC Norilsk ist der weltweit größte Produzent von Palladium und gerät derzeit durch die politisch instabile Lage unter Druck. Außerdem sind die Fördermengen an Palladium bereits seit Jahren rückläufig. Die Minen geben einfach nicht mehr so viel her.

Platin: Seitwärtsbewegung um die 1500er-Marke wahrscheinlich

Im Gegensatz zum Palladiumkurs hielt sich der Platinkurs seit Jahresbeginn in einer relativ stabilen Seitwärtsbewegung, aus der er aber nun Anfang Juli nach oben ausgebrochen ist. Dabei fiel der wichtige Widerstand bei 1500 US-Dollar. So viel kostete eine Feinunze Platin zuletzt vor knapp einem Jahr. Bis zum nächsten Hoch vom August 2013 ist charttechnisch allerdings noch Luft nach oben, damals stand der Kurs kurz unter der 1550 US-Dollar-Marke. Nach dem Augusthoch wäre dann das Hoch vom Februar 2013 das nächste Kursziel bei 1740 Dollar.

Dank der zunehmenden Nachfrage aus Indien und China ist dieses Ziel durchaus auch realistisch. Vor allem in der Schmuckindustrie dieser Länder wird Platin immer beliebter. In China dürfte die Nachfrage dieses Jahr um 5% steigen, in Indien könnten es nach Schätzungen des Lobbyverbandes Platinum Guild International gar 35% sein.

Ob der Kurs dann allerdings auch noch an die 1900er-Marke schafft, die das letzte Mal im August 2011 erreicht wurde, ist fraglich. Denn der darauf folgende Abverkauf bis auf 1500 US-Dollar verlief steil und dann verlief der Kurs in schöner Regelmäßigkeit seitwärts. Eine solche Seitwärtsbewegung ist auch jetzt wieder wahrscheinlich, wobei es interessant sein wird, ob die 1500 Dollar-Marke in den nächsten Wochen als Unterstützung halten wird.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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