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Philharmoniker Depot

28.02.12 Bald gibt’s wieder Geld...

von Miriam Kraus... Diese Woche, genauer gesagt, am Mittwoch ist es wieder so weit. Dann wird die EZB ihren zweiten 3-Jahrestender vergeben. Grund genug, um kurz zurück zu schauen und zu evaluieren, was seit der ersten Liquiditätsspritze passiert ist.

Ein Blick zurück: Fiat Money im Dezember

Wenn Sie sich noch erinnern mögen: am 20.Dezember beglückte die EZB die Banken des Euroraums und damit auch den Rest der Welt mit ihrer ersten 3-Jahres-Refi.

Ich berichtete am 21.Dezember hier im Rohstoff Daily:"Das bedeutet, die Zonen-Banken können sich jetzt bei der EZB Geld für ganze 3 Jahre zu günstigen Konditionen leihen, was die Sorgen in Bezug auf die Austrocknung unseres Systems endlich etwas mildert." und "... die EZB hat in dieser Woche schnell mal eben 253,7 Milliarden Euro erschaffen! Fiat Money - so einfach geht das! Dementsprechend müsste sich die Bilanz der EZB von 2,494 Billionen Euro auf 2,748 Billionen Euro ausweiten - mithin ein fröhlicher Anstieg um 10,18% innerhalb von noch nicht mal einer Woche. Doch, keine Angst, die Ausweitung der Bilanzsumme unserer Notenbank wird jetzt nicht sofort sprunghaft unsere Teuerung ansteigen lassen. Zumindest vermute ich das, denn die Liquidität wird natürlich nicht (gleich) in die Realwirtschaft fließen (hat ja bei den Amis oder Briten auch nicht funktioniert). Aber, ich schätze, darauf kommt es auch eigentlich gar nicht an. Zumindest im Moment nicht, denn im Vordergrund steht eine andere Doppel-Problematik, welcher die EZB mit ihren Maßnahmen begegnen will.."

Diese Doppel-Problematik, oder besser gesagt, die 2 Fliegen, welche die EZB, meiner Meinung nach schlagen wollte und will, hatte ich im folgenden Auszug aus der Ausgabe vom 21.Dezember beschrieben:

"Quasi QE

Sie fragen sich jetzt vielleicht, warum ich immer noch so fröhlich mit Smileys um mich werfe oder warum ich in der Überschrift das Wort "quasi" benutze.

Das liegt daran, dass QE, also Quantitative Easing, wenn es von Notenbanken genutzt wird, in erster Linie dazu gedacht ist, die Realwirtschaft zu unterstützen und erst wenn das funktioniert, also das mehr an Geld auch einen Effekt auf das reale Leben hat, Nebenwirkungen wie steigende Teuerungsraten zu bemerken sind.

Davon ist Zonen-Europa allerdings noch entfernt, soll heißen, die EZB betreibt zwar Inflation, aber der durchdringende Effekt auf die Realwirtschaft ist jetzt erst mal nicht zu erwarten und vermutlich auch höchstens als überaus günstiger Nebeneffekt von der EZB eingeplant.

Welche 2 Ziele verfolgt die EZB tatsächlich?

  • Nun, zum einen, das Ziel, den Zusammenbruch unseres Finanzsystems zu verhindern. Dieses Ziel kennen Sie ja schon und Sie wissen auch, dass es wirklich schlimm um Interbankenmarkt und Finanzsystem steht. Die anderen Banken mögen mit unseren Zonen-Banken nicht mehr spielen, das heißt sie vertrauen ihnen nicht mehr (wer möchte es ihnen verübeln), aber einen Zusammenbruch unseres Banken-Systems können wir uns nicht erlauben und, glauben Sie mir, das möchten Sie auch nicht erleben. (auch wenn es dank der kaum vorhandenen Krisen-Stimmung in Real-Deutschland vermutlich etwas weniger schlimm für deutsche Banken werden würde...na ja, bis auf die üblichen paar Halbpleite-Kandidaten). Deshalb greift die EZB sogar zur Ausweitung ihrer Bilanz, um den akut gefährdeten Interbankenmarkt am Leben zu halten. Damit wird sie zwar vermutlich kaum einfach so das Vertrauen in Zonen-Banken wieder herstellen können, aber zumindest verhindert sie das Schlimmste, während sie gleichzeitig lustigerweise deutlich macht, wie nah das Schlimmste eigentlich ist (oder hoffentlich war).
  • Doch kommen wir nun zum zweiten Punkt auf der Agenda der EZB. Das sind die Zinsen der Schwach-Staaten. Die ganze Zeit über versucht die EZB durch den Ankauf von Staatsanleihen der Schwach-Staaten die Zinsen dieser Staaten zu drücken und scheiterte doch immer wieder. Nun scheint sie einen anderen Weg gefunden zu haben: durch die Kombination von Liquiditätsspritze und gleichzeitiger Senkung der qualitativen und quantitativen Sicherheitsanforderungen schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Weil die Banken als Sicherheiten ja Schwach-Staaten-Anleihen hinterlegen können, haben sie nun wieder einen Grund um diese zu kaufen, wodurch sich die Zinsbelastung der Staaten ein wenig abmildert. Das nenne ich psychologische Kriegsführung: weil die Banken die Liquidität der EZB unbedingt brauchen und die EZB im Gegenzug dafür Schwach-Staaten-Anleihen als Sicherheiten sehen will, sinken schließlich, wie von der EZB (und jedem anderen in Zonen-Land) gewollt, die Zinsen der Schwach-Staaten.

Deshalb nenne ich das Ganze also Quasi QE, weil das QE der EZB nicht in erster Linie darauf ausgerichtet ist, die Realwirtschaft zu stützen, sondern, über die Banken, die Staatsfinanzen." Ende des Auszugs...

Angenehme Nebeneffekte

Und nun stellt sich also die Frage: sind die Maßnahmen der EZB von Erfolg gekrönt?

Die Antwort darauf muss ganz klar lauten: JA!

Denn die Banken, die sich für 3 Jahre Geld zum günstigen Zinssatz bei 1%, von der EZB leihen konnten, haben einen Großteil davon genutzt um Staatspapiere zu kaufen. Insgesamt hatten die sich die europäischen Institute rund 500 Milliarden Euro von der EZB geliehen. Rund 300 Milliarden Euro davon erfolgten allerdings aus Umschichtungen aus kürzer laufenden Krediten. Ergo haben sich die Banken tatsächlich rund 200 Milliarden Euro an frischem Geld geliehen.

Und davon flossen rund 52,2 Milliarden Euro oder 25% in europäische Staatsanleihen. Damit erhöhte sich die Nachfrage nach europäischen Staatsanleihen im Januar um 3,7% gegenüber dem Vormonat. Der dritthöchste Anstieg seit 1997.

Für dieses Vorgehen der Banken gibt es 2 Gründe: zum einen können die Banken ja, wie beschrieben, auch die Anleihen der schwächeren europäischen Staaten als Sicherheiten bei der EZB hinterlegen und zum anderen bringen natürlich italienische oder spanische Papiere mehr Zinsen als deutsche Staatsanleihen.

Und der Erfolg der EZB-Mission lässt sich ja auch in sinkenden Zinssätzen der europäischen Staaten messen.

Noch interessanter ist allerdings, dass die deutliche Entspannung im europäischen Anleihenmarkt, die seit der EZB-Mission begonnen hat, mittlerweile dazu führt, dass sich die EZB zumindest aktuell, mal aus dem Anleihenmarkt zurückziehen kann. Tatsächlich hat die EZB seit 2 Wochen schon keine staatlichen Schuldtitel mehr erworben.

Angenehme Nebeneffekte

Wie ich es erhofft und erwartet hatte, ist der Plan der EZB bislang also aufgegangen. Die Zinssätze belasteter europäischer Staaten sind gesunken, die Banken haben mehr Liquidität zur Verfügung und die EZB hat selbst seit 2 Wochen keine Staatsanleihen mehr kaufen müssen.

Aber es gibt noch einen anderen angenehmen Nebeneffekt zu verbuchen: auch die Kreditvergabe an die Privathaushalte, ist zuletzt wieder gestiegen. (zwar nur +0,2% im Januar, aber immerhin...nach dem deutlichen Einbruch im Dezember, ist das doch schon ein Hoffnungsschimmer).

Natürlich heißt das noch nicht, dass jetzt alles eitel Sonnenschein ist, oder gar die Gefahr einer Kreditklemme völlig gebannt sei. Nein, die Gefahren bestehen durchaus noch.....aber.....da am Mittwoch die nächste 3-Jahres-Refi der EZB ansteht (wobei ich mir sicher bin, dass die Banken regen Gebrauch davon machen werden), zeichnet sich zumindest Hoffnung am Horizont ab. Diese Hoffnung gilt zwar nach wie vor nicht gerade der Konjunktur, die allein durch eine zweite 3-Jahres-Refi wohl keine nennenswerten Impulse erfahren wird, aber sie gilt immerhin dem Umstand, dass ein Zusammenbruch von Kreditmarkt und Staaten wohl akut nicht ansteht.

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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