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Philharmoniker Depot

15.10.14 Die Märchenstunde

Die Geschäftserwartungen der deutschen Chemie landeten im September bereis bei -4,1 und wiesen damit erstmals seit Dezember 2012 wieder einen Negativwert aus. Diese Datenreihe wurde von mir in letzter Zeit des Öfteren thematisiert, weil sie uns frühzeitig auf die derzeitige Schwäche der deutschen Konjunktur hinwies. Der OECD-Frühindikator fiel für Deutschland erstmals seit Mai 2013 auf unter 100 und landete bei 99,7. Von Oktober 2011 (!) bis Mai 2013 unterschritt der Indikator die Expansionsschwelle von 100 ebenfalls. Für Deutschland und die Eurozone sind dies keine guten Nachrichten. Schon forderte diese Woche der stellvertretende IWF-Chef Min Zhu ein öffentliches Investitionsprogramm der deutschen Regierung von 0,5% des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
Wenn auch der Riese Europas negativ überrascht, was wird dann die Antwort sein? Das Handelsblatt titelte am 1. Oktober 2014 bereits "Götterdämmerung" und bildete auf der Titelseite Mario Draghi ab. Auch wenn ich mein Vermögen im Euro genauso wenig wie im Dollar speichern möchte, so halte ich die "Kauft Dollars"-Kampagne der Deutschen Bank oder von Goldman Sachs für eine unglaubliche Volksverdummung.

Ich widme mich in der vergangene Woche erschienenen 97seitigen Sonderstudie bereits den Märchen im Mainstream. Gerade jetzt muss es darum gehen, sich mit Tatsachen und Wahrheiten, statt mit Märchen und Lügen zu beschäftigen. Drei Märchen sind derzeit in den Medien ständige Wegbegleiter: Steigende Leitzinsen läuten die Totenglocke für Gold und Silber, der Euro geht bis Ende 2017 auf die Parität und der Dollar erstrahlt in neuem Glanz sowie Gold ist in einer "ultimativen" Blase.

Zu den Dollaraussagen beleuchte ich hier gleich in Auszügen die Situation und man kann sich darüber streiten, ob eine Parität von Euro und Dollar wirklich ausgeschlossen ist. Bei den beiden anderen Punkten führe ich in der Studie hingegen den Nachweis, dass es sich um eine Märchenstunde handelt. Dabei sollten wir uns ein Zitat vor Augen führen: "Es ist leichter, eine Lüge zu glauben, die man schon hundertmal gehört hat, als die Wahrheit, die man noch nie gehört hat." Durch ständiges Wiederholen wird eine unwahre Behauptung zwar nicht zutreffender, dennoch gewinnt sie durch die Allgegenwart in den Medien immer mehr Anhänger. So können falsche Behauptungen eine sich selbst erfüllende Prophezeiung heraufbeschwören.

Die drei Märchen habe ich ebenso beim Auftritt auf dem Goldkongress beim in Stuttgart am 4. Oktober 2014 vor annähernd 700 Teilnehmern ausgeführt. Nebenbei sei erwähnt, dass ich angesichts der seit 2011 währenden Streckfolter für Gold und Silber selbst über den Zuspruch überrascht war. Ein befreundeter bekannter Analyst einer der beiden Schweizer Großbanken sagte mir Mittwoch, mir hätten auf dem Goldkongress zu viele Leute noch zugehört. Erst wenn unsere Veranstaltungen kaum jemand besucht, seien die letzten Permabullen aus Gold und Silber ausgestiegen. Erst dann ginge es aufwärts. Mein Eindruck war jedoch, dass viele Teilnehmer Orientierung suchen und gar nicht mehr so sicher sind. Das Bashing in den Medien wirkt.

Jetzt zu der glanzvollen Auferstehung des Dollars. Der weltweit zweitgrößte Devisenhändler, die Deutsche Bank, sagte am 8. Oktober einen Absturz des Euros auf 95 Cent bis 2017 voraus. Damit wird sich das Ziel der Parität des Chefwährungsstrategen von Goldman Sachs für Ende 2017 sogar noch unterboten, über die die Nachrichtenagentur Bloomberg am 29. August 2014 berichtete und die von uns umgehend thematisiert wurde. Deutschlands Goldexperte Bruno Bandulet sagte beim Goldkongress des Kopp Verlags am 4. Oktober vor rund 650 Zuhörern übrigens treffend: "Preisprognosen von Goldman Sachs zum Gold sind keine Prognosen, sondern Propaganda." Wir erklären, dass diese Prognosen der Bank zu Gold und Dollar politisch motiviert sind!

Der Währungsstratege der Deutschen Bank, George Saravelos, sagt der Eurozone die größte Kapitalflucht der Geschichte voraus. Er spricht von einer regelrechten Euro-Schwemme, für die Saravelos den Begriff "Euroglut" geprägt hat, die den Wert der europäischen Währung Stück für Stück untergraben werde. Interessant ist aus unserer Sicht, dass er dabei ein Paradox beschreibt. Er rechnet damit, dass die Exportüberschüsse Eurolands schon bald auf über 400 Milliarden Euro pro Jahr steigen würden. Das würde allerdings den Euro nicht steigen lassen, weil die EZB mit ihren künstlich niedrigen Zinsen und den negativen Einlagensätzen Anleger geradezu ins Ausland treibe.

"In den Bankbilanzen befindet sich ein überschüssiges Kapital zwischen 500 Milliarden Euro und einer Billion Euro, das von der EZB mit Strafzinsen belegt wird." Und er setzt noch eins drauf: "Es wird wohl zur größten Kapitalflucht in der Geschichte der Finanzmärkte kommen.... Die Euro-Schwemme heißt nichts anderes, als das Europa zum Kapitalexporteur des 21. Jahrhunderts wird".

Wenn sich Bankanalysten so weit aus dem Fenster lehnen, sollte man hellhörig werden. Klar ist, dass sie mit der Prognose Recht bekommen können, wenn die Investoren unter einer kollektiven Verblendung leiden und die Fakten ausblenden. Die Leistungsbilanz der Eurozone liegt deutlich im Plus. Wir zeigen hier seit 1995 die Handelsbilanz der USA mit den großen Ländern der Eurozone, die ein Rekordausmaß erreicht hat und dies vor dem Hintergrund eines noch starken Euros im 1. Halbjahr.

Noch Mitte Juli notierte er noch bei über 1,36 EUR/USD. Schwächt sich der Euro dauerhaft nachhaltig ab, wird die Handelsbilanz darauf verspätet reagieren und aus US-Sicht tiefer ins Minus rutschen. Allerdings dürfte die Eurozone deutlich unter den Russlandsanktionen leiden, die die USA kaum berühren. Gegenwärtig hat der Pessimismus für den Euro ein Hoch erklommen. Die Deutsche Bank sieht ihn Ende 2017 bei 95 Cent, Goldman Sachs die Parität und Barclays sieht den Euro bereits in einem Jahr bei 1,10 EUR/USD.

Die Leistungsbilanzen der Eurozone und der USA in Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Vergleich:

Quelle: EU-Kommission, Daten für 2014 und 2015 sind Prognosen



US-Handelsbilanz mit den großen Ländern der Eurozone, die im letzten Monat für 75% des Gesamtdefizits der USA im Handel mit Euroland stehen

Quelle: Bloomberg, Daten bis Juli 2014



USA: Netto-Auslandsvermögen in Mrd. US-Dollar und der Dollarindex

Die Dollarbullen sollten nicht vergessen, dass die gegenwärtige Euro-Schwäche von vielen in Europa gewollt ist und durch die Negativzinsen der EZB begünstigt wird. Ein Land mit einem notorischen Leistungsbilanzdefizit und gleichzeitig der Staat mit den größten Auslandsschulden, genau das sind die USA, kann kaum eine nachhaltig aufwertende Währung vorweisen wie in der Sonderstudie thematisiert. Vielmehr haben die USA ein latentes Interesse an einer schwachen Währung. Alle anderen Beteuerungen sind Propaganda. Wenn der Euro und der Yen durch die Aussicht auf weitere Lockerungen der Geldpolitik schwächer werden, kann dies mittel- bis langfristig nur gut für Gold und Silber sein.

In der Studie zeigen wir auch die prozentuale Abweichung des EUR/USD-Wechselkurses von der Kaufkraftparität seit 1995 und ziehen auch hier die Schlussfolgerung, dass die Wechselkursprognose von Goldman Sachs sowie der Deutschen Bank politisch motiviert sein muss. Was steckt dahinter? Mit der jetzigen Dollarstärke suggeriert man den Investoren weltweit: Alles ist in Ordnung, kein Grund zum Erwerb von Gold und Silber! Es ist diese Alles-ist-gut-Rhetorik, die bei vielen Investoren verfängt.

Als wir am 19. Juli im Silberbulletin und am 20. Juli im Investmentkompass drei bis März 2015 laufende Verkaufsoptionen zur Absicherung nannten, war ein Grund dafür die sehr einseitige Positionierung des Managed Money, hinter dem vor allem die spekulativen Hedgefunds stehen. In einem unglaublichen Ausmaß hatten binnen kürzester Zeit die Swapdealer, worunter sich die Großbanken verstecken, mit massiven Leerverkaufspositionen dagegen gehalten. Aufgrund der Dollarstärke kam es bei Gold und Silber zu einem Rutsch.

Silberpreis in US-Dollar im linearen Tageschart sowie die Positionierung des Managed Money (vor allem Hedgefunds); saldierte Kauf und Verkaufpositionen/Net Position (türkis), Kaufpositionen im Silberfuture (grün) und die Verkaufspositionen im Silberfuture (rot):

Quelle: Bloomberg, Daten bis heute



Wir sehen heute, dass die Hedgefunds noch nie dagewesene Verkaufspositionen im Silberfuture (in Rot) aufgebaut haben. Dies ist für uns Antizykliker ein beruhigendes Signal. Übrigens können wir dies auch insgesamt bei 19 Rohstoffen betrachten. Der folgende Chart zeigt uns, dass das Managed Money auch über die Breite des Rohstoffmarktes rekordhohe Leerverkaufspositionen aufgebaut hat. Die Alles-ist-gut-Rhetorik und das Gerede von der großen Dollarstärke zeigt Wirkung.


Unsere Berechnung für 19 Rohstoffe: Managed Money Netto-Kaufposition (blau) und Verkaufspositionen (rot) sowie der alte CRB-Rohstoffindex mit 17 gleichgewichteten Rohstoffen

Quelle: Bloomberg, Daten bis heute



Im Mainstream wird eine gewaltige Märchenstunde veranstaltet. Gerade in der jetzigen Phase ist es wichtig, sich die Fakten vor Augen zu führen. In der Studie zeige ich unter anderem den Verlauf des 90 Prozent Perzentils der Silberförderung von 2008 an, welches sich damals als Wendepunkt entpuppte. Damals gab es allerdings auch eine Pleite von Lehman, eine einbrechende Weltwirtschaft, ja einen gewaltigen Deflationsschock.

Heute bewegen wir uns ohne all das nahe an der Marke. Dies und vieles andere ist ein Lichtblick. Als ich im Februar 2011 antizyklisch in der damaligen Sonderstudie Absicherungsstrategien vorstellte, sagte ich, sollten wir die 50 Dollar erreichen, können wir schnell auf unter 30 oder unter 25 Dollar fallen. Das Ausmaß der Streckfolter überrascht uns wie auch unseren geschätzten Kollegen David Morgan. Als ich die Verkaufsoptionen am 19. Juli vorstellte, schwebte mir ein Worst-Case von 17,55 Dollar vor. Jetzt hat der Silberpreis sogar auf dem alten Abwärtstrend seit April 2011 (siehe obigen Chart) aufgesetzt. Dennoch besteht für mich kein Grund, an der langfristigen Strahlkraft von Silber zu zweifeln.

Es ist und bleibt für mich das bessere Gold, was ich in der Studie unterstreiche. "Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen". Als ich im April 2011 sogar in der "Bild der Frau" ein Interview gab, war dies ein Zeichen für eine klare Übertreibung. Heute zeigt mir die zunehmende Einsamkeit wieder eine Übertreibung an. Gelassenheit statt Gier, Disziplin statt Defätismus sind die richtigen Wegbegleiter.


© Thorsten Schulte

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.silberjunge.de

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