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Philharmoniker Depot

06.02.15 Die Schieferölkrise

So sehr sich die US-Amis über ihren Ölboom gefreut haben, so sehr baut er doch auf Luft und neuen Schulden auf. Denn die Schieferölproduktion hat mit einem ernst zu nehmenden Problem zu kämpfen. Ein Schieferölbohrloch pumpt leider nach nur 1 Jahr höchstens noch 40-50% dessen was mal am Anfang gefördert wurde. Und weil die Schieferölproduktion so kurzlebig ist, muss sie also ständig neue Löcher bohren um weiter im Geschäft zu bleiben.

Das Problem dabei: Fracking ist teuer! Was bei einem Bohrloch herauskommt reicht oft nicht aus, um zugleich noch die Kosten für das nächste Bohrloch und das Übernächste zu tragen. Manche Schieferölproduzenten haben es seit ihrem Bestehen nicht geschafft auch nur einmal einen positiven Cashflow zu erwirtschaften. Dazu gehören auch die rennomierten Vertreter. Continental Resources beispielsweise, größter Produzent in Nord Dakota, weist seit 2 Jahren regelmäßig mindestens doppelt so hohe Ausgaben für Exploration und Entwicklung auf, wie überhaupt an Cash generiert wird.

Vielleicht fragen Sie sich, wie ein Unternehmen so lange mit einem beständigen negativen Cashflow agieren kann. Ganz einfach: so kann man eine Unternehmung nur dann führen, wenn man genügend Leute davon überzeugt hat, man befände sich im bedeutungsvollsten Boomsektor der letzten 100 Jahre. Denn dann werden einem diese Leute ständig und gerne immer wieder neues Geld zur Verfügung stellen. Und so macht es auch Continental Resources, die ihre Schulden in den letzten Jahren kurzerhand mal eben verdoppelt haben.

Der Anfang vom Ende der US-Schieferölproduzenten

Die US-Schieferölproduktion lebt und stirbt genauso wie die Technologie, die ihr Dasein überhaupt erst ermöglicht. Unter lautem „Beschuss" wird beim Fracking ein Wasser-Chemikalien-Gemisch ins Gestein gepumpt, welches das Gestein regelrecht aufbricht um an seine Schätze zu gelangen.

Genauso verhält es sich mit der Fracking-Industrie als solche auch. Laut und übertrieben haben die Fracker den Markt überrollt, pumpen wie die Irren Öl, verbrennen dabei Unmengen an Geld und schieben höchste Schulden vor sich her. Ja, wenn Saudi-Arabien den Kampf gegen die US-Frackingindustrie gewinnt, dann geschieht es wohl auch zu Recht.

Bereits bei Preisen von 80 US-Dollar pro Barrel erreichte ein Drittel der US-Schieferölproduzenten seinen Break-Even nicht mehr.

Mittlerweile ist die Zahl der aktiven Bohrlöcher auf das niedrigste Niveau seit 2010 gesunken.

Sehen Sie hier:

Quelle: benzinga.com

Die großen US-Ölförderer, die ja auch noch von der herkömmlichen Förderung leben, hatten bereits bei 100 US-Dollar die Reißleine gezogen. Conoco Phillips hat längst die Investitionen in neue Schieferölfelder zurückgeschraubt und Continental Resources, größter Ölproduzent im US-Bundesstaat Nord Dakota wird auch keine neuen Projekte mehr beginnen.

Dabei ist das ständige Weitermachen essentiell für die Schieferölproduktion!

Die Wall Street zieht sich zurück

Denn die US-Schieferölproduzenten sind mehr als alles andere auf das schnelle Geld von der Wall Street angewiesen. Es ist nämlich diese Wall Street die, immer auf der Suche nach der höchsten Rendite, die Cash-Verbrennung an den Schieferölbohrlöchern finanziert hat. Natürlich verbunden mit hohen Zinsen, schließlich war von Anfang an klar, dass es sich beim Schieferölbohren um ein finanziell riskantes Geschäft handelt.

Ein Geschäft das mit jedem US-Dollar weniger pro Barrel Erdöl immer riskanter wird, aus dem sich immer mehr Investoren verabschieden und für dessen Refinanzierung die Firmen immer höhere Zinsen bieten müssen. Die ersten Großinvestoren wie Pensionsfonds und Hedge-Fonds haben sich bereits aus dem Geschäft der Finanzierung von Schieferölförderern zurückgezogen. Zu riskant, wenn für jeden verdienten US-Dollar, zwei ausgegeben werden müssen.

Laut Standard&Poor`s befinden sich mindestens 75% aller US-Schieferöl-Explorer- und Produzenten unter dem Investment Grad. Das ist eine Bombe die da tickt.

Der Anfang vom Ende des Schieferölbooms?

Bis vor einigen Monaten hatten die Schieferölproduzenten noch verzweifelt gegen den Preisverfall angefördert, um überhaupt noch etwas Cash zu verdienen. Dann wurde das Öl am Bohrloch bereits für 50 US-Dollar pro Barrel abgegeben - ein Level bei dem kein mir bekannter Schieferölproduzent mehr irgendetwas verdienen kann. Und inzwischen ist nach dem schon längst im vergangenen Jahr begonnenen Rückgang der neuen Bohrlöcher, auch die Zahl der aktiven Bohrlöcher deutlich gesunken. Spätestens ab Mitte dieses Jahres dürfen wir wohl getrost vom Ende des US-Ölbooms sprechen, denn die Wall Street hat nicht ewig Zeit und wer nicht rechtzeitig Rendite einbringt wird abgeschossen. Mal schauen, welche Fracker dann noch übrig sind.

Doch es könnte sogar noch schlimmer kommen.

Steht uns schon die nächste Schuldenkrise ins Haus?

Der Großteil der an die Schieferölproduzenten in den USA vergebenen Kredite ist von extrem minderer Qualität. Soll heißen, die Zinsen, welche die Firmen bezahlen müssen, sind sehr hoch. So hoch, dass sich die Firmen im Grunde ständig refinanzieren müssen. Doch wenn die Ölpreise tief genug gesunken sind, dann können die Firmen beim besten Willen nicht mehr genug erwirtschaften, um den Schuldendienst zu leisten, werden sich also auch nicht mehr refinanzieren können. Die Analysten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass dies bei einem Preislevel von unter 60 US-Dollar pro Barrel der Fall ist.

Doch was dann passiert könnte die nächste Krise auslösen. Wenn das Preisniveau länger so tief bleibt, dann könnte der Markt völlig austrocknen, der Großteil dieser Junk-Kredite fällig werden und damit die nächste Schuldenkrise in den USA auslösen. (Immerhin stehen Öl-Bonds für mindestens 15% aller Junk-Bonds in den USA.) An die letzte erinnern Sie sich sicher auch noch gut: als die Subprime-Blase platzte, also zu viele Immobilienkredite notleidend wurden, hätte das fast das weltweite Finanzsystem umgeblasen. Und auch diesmal würde ein solches Platzen der US-Schieferöl-Blase weltweit seine Spuren hinterlassen.

So schaurig dieses Szenario klingt, so unrealistisch ist es eigentlich gar nicht. Überlegen wir doch einmal wohin eigentlich das ganze Geld der FED diesmal (also in der letzten Blasenphase) geflossen ist (mit Ausnahme der Aktienmärkte versteht sich). Richtig! Der einzige Sektor, in den tatsächlich reale Investitionen in den USA geflossen sind ist der Schieferölsektor. Alle anderen US-Unternehmen haben hauptsächlich Vorschusslorbeeren und Geld erhalten zum Aktienrückkauf. Dieser Sektor IST die aktuelle Blase der FED und WAR leider auch der Antrieb für das letzte US-Wirtschaftswachstum. Ob ein steigender Konsum, dank niedrigerem Ölpreis in die Bresche springen kann? Wir werden sehen....

So long liebe Leser....Sie wissen ja, es ist eigentlich immer das Gleiche: auf die Blase folgt der Knall, dann wieder die nächste Blase und so weiter...das funktioniert mit immer mehr Geld/Schulden, immer mehr Geld/Schulden und immer mehr Geld/Schulden, bis....keine Ahnung....bis zum bis sind wir bis jetzt ja noch nicht gekommen....aber wissen Sie, was diesmal anders ist?...diesmal würde der Knall auf ein Umfeld treffen, das normalerweise erst nach dem Knall entsteht, mit übermäßiger Liquidität und Niedrigstzinsen...und zwar leider vor allem in Europa, Japan und China....doch wenn Europa, Japan und China wanken, dann fallen inzwischen auch die USA mit um....liebe Grüße und einen schönen Abend...

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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