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Philharmoniker Depot

31.07.14 Preisindex: so funktioniert es

In der vergangenen Woche haben wir uns sehr ausführlich damit beschäftigt, wie trickreich die Statistiker bei der Berechnung unserer Inflationsraten vorgehen. Genauer gesagt haben wir uns angesehen, welche Methoden der Modifikation an den Verbraucherpreisindizes vorgenommen werden und wie stark die Unterschiede zwischen solch modifizierten Indizes und nicht-modifizierten Indizes am Beispiel des US-CPI sind.

Um zu verstehen, wie es zu so deutlichen Unterschieden in den Ergebnissen von z.B. John Williams und den offiziellen Statistikbehörden kommen kann, muss man erst einmal verstehen, wie diese Datenreihen berechnet werden.

Da dies, wie ich finde, ein sehr wichtiges Thema ist, mit dem sich jeder einmal beschäftigen sollte, möchte ich heute noch einmal auf die vielleicht etwas langweiligere (aber nichts desto trotz wichtige) Seite dieser Thematik eingehen und zwar heute mit dem worauf alles fußt (ob nun BIP-Index oder Verbraucherpreisindex): mit der Berechnung von Preisindizes.

Die Idee der Preisindizes

Wann die Idee zur Entwicklung eines statistischen Konstrukts entstand, mit dessen Hilfe man versucht eine Aussage über Inflation/Deflation, aber zumindest Teuerung oder einfach Preisveränderungen zu machen, lässt sich heute nicht mehr so genau sagen.

Die früheste Überlieferung, von der wir heute wissen, stammt aus dem Jahre 1675 als der Waliser Rice Vaughan in seinem Buch "A Discourse of Coin and Coinage" versuchte, den inflationären Effekt durch die Ausweitung des Edelmetallangebots in Europa, aufgrund der neu entdeckten und abgebauten Vorkommen in der "Neuen Welt" (also Amerika), zu ermitteln.

Wie auch immer...heute werden in allen Volkswirtschaften verschiedene Preisindizes berechnet um die verschiedensten statistischen Aussagen zu treffen. Um eine Aussage über Inflation bzw. Deflation zu treffen, werden Verbraucherpreisindizes berechnet. Die Verbraucherpreisindizes beruhen auf der Preisveränderung von Gütern, die wiederum durch einen repräsentativen Warenkorb dargestellt werden.

Nun gibt es unterschiedliche Konzepte von Preisindizes. Ich werde im folgenden die vier wichtigsten nennen, die zum Teil - wie sie sehen werden - aufeinander aufbauen.

Der Preisindex nach Laspeyres

Ernst Louis Etienne Laspeyres (1834 - 1913, deutscher Ökonom) entwickelte seinen Preisindex im Jahre 1871. In meinen Augen ist der Laspeyres-Index so zu sagen der Grundindex, auf dem eigentlich alle anderen Preisindizes und natürlich die Weiterentwicklungen aufbauen.

Definition:

Der Index ermittelt vereinfacht gesagt, was ein Warenkorb von Gütern, der in der Vergangenheit (im Basisjahr) einen bestimmten Preis hatte, heute (im Berichtsjahr) kosten würde. Dabei wird unterstellt, dass sowohl die Menge als auch die Qualität der Güter konstant bleibt. Eine Veränderung des Index ergibt sich also nur durch eine Veränderung der Güterpreise.

Berechnung (vereinfacht dargestellt):

I = (p1 x q1)/ (p2 x q1)

p 1 bezeichnet die Preise im Berichtsjahr

p 2 bezeichnet die Preise im Basisjahr

q 1 bezeichnet den Verbrauch /oder die Gütermenge im Basisjahr

Preisindex nach Paasche

Hermann Paasche (1851 - 1925, deutscher Statistiker und Politiker) entwickelte seinen Preisindex im Jahre 1874. Der Paasche-Index ist dem Laspeyres-Index sehr ähnlich. Der einzige Unterschied ist, dass Paasche sich bei der Gewichtung des Warenkorbs (also beim Verbrauch) nicht auf das Basisjahr bezieht wie Laspeyres, sondern auf das Berichtsjahr.

Definition:

Der Index ermittelt was ein aktueller Warenkorb (Menge und Preise aus dem Berichtsjahr) im Basisjahr (also in der Vergangenheit) gekostet hätte.

Berechung (vereinfacht):

  • I = ( p1 x q2) / (p2 x q2)

  • p 1 bezeichnet die Preise im Berichtsjahr

  • p 2 bezeichnet die Preise im Basisjahr

  • q 2 bezeichnet den Verbrauch /oder die Gütermenge im Berichtsjahr

Der Paasche-Index ist in der Berechnung sehr zeitaufwändig, wegen der ständig wechselnden Gewichtung im Warenkorb (die Menge ändert sich von Berichtsjahr zu Berichtsjahr) und wird - ich sage einmal - alleine (hierzu müssen wir uns noch mit dem Fisher-Index beschäftigen) nur selten berechnet.

Laspeyres hat den Vorzug auch in Deutschland

Auf dem Laspeyres-Index bauen vorsichtig ausgedrückt die meisten Verbraucherpreisindizes auf. (doch heute kommen in den meisten Fällen Weiterentwicklungen und Modifizierungen zum Tragen, hierzu werden wir uns noch mit den Ketten-Preisindizes beschäftigen).

Auch der deutsche Verbraucherpreisindex wird/wurde mit Hilfe eines Laspeyres berechnet.

So long liebe Leser...so viel fürs Erste zur mathematischen Seite der Thematik....in der nächsten Ausgabe sehen wir uns den idealen Fisher-Index an und beschäftigen uns mit Sinn und Unsinn von Ketten-Preisindizes, die jedes Jahr eine neue Gewichtung im Warenkorb zulassen....ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, liebe Grüße und bis morgen...

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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