.

Philharmoniker Depot

01.10.15 Der verwöhnte Markt

Ich bin Mama eines 2,5-jährigen zuckersüßen Trotzkopfs. Als solche mache ich mir Gedanken: Grenzen und Regeln braucht das Kind, aber alles will mal dem Kleinen auch nicht verbieten, schließlich soll er sich ja auch frei entfalten können. Es ist eine Gradwanderung, jeden Tag aufs Neue und ich hoffe, ich mache meinen Job nur halb so gut wie meine Mama. Denn was werden kann, wenn falsch erzogen wird, sehe ich jeden Tag, wenn ich meiner Arbeit nachgehe und die Launen und Eskapaden der Märkte beobachten muss.

Quelle: pixabay

Mama Yellen finanziert die schlimmsten Eskapaden

Was passiert wenn der Markt nicht mehr weiß, wie man mit Geld wirklich arbeiten kann sehen wir aktuell vor allem in den Anleihemärkten.

Die FED und ihre Chefin Janet Yellen halten schon seit geraumer Zeit künstlich die Zinsen unten. Das führt dazu, dass die Markteilnehmer ihr Geld nicht mehr sicher und verzinst anlegen können. Sicher geht zwar noch mit Hilfe von Sachwerten und der ein oder anderen Unternehmensanleihe, aber große Renditen sind da eigentlich nicht zu erwarten.

Wer Zinsen will, der muss heute zum Risiko greifen. Und so ist längst eine Jagd nach hoher Verzinsung (High Yield) ausgebrochen.

Diese Jagd aber hat dazu geführt, dass sauer verdientes Geld am Ende im Rachen von Firmen gelandet ist, die zu normalen Zeiten längst pleite gegangen wären. Bestes Beispiel dafür sind die Ölunternehmen aus der US-Fracking-Industrie. Wenn man Bohrlöcher betreibt, die nach kurzer Zeit schon nur noch einen Bruchteil der Anfangsförderung leisten können, wenn das komplette Geschäftsmodell darauf ausgerichtet ist, immer wieder in kurzen Zeitabständen neue Investitionen einschießen zu müssen, dann kann das in einem Rohstoff-Baisse-Markt nur schief gehen. So gesehen sorgen die Saudis sowieso nur für eine notwendige Marktbereinigung.

Aber in den USA geht es nicht nur um Öl- und Gasunternehmen. Es geht auch um Technologiefirmen und Chemiekonzerne. Es geht um Unternehmen, die in den letzten Jahren viele Gelder eingesammelt haben, obwohl sie es gar nicht verdient hätten.

Weil Mama Yellen die Zinsen bei Null hält, können sich solche Unternehmen zu Mini-Zinsen von 3-4% refinanzieren. Das allerdings entspricht nicht deren echter Realität.

Unternehmen mit hochrisikoreichem Geschäftsmodell oder einer bereits vorhandenen extrem hohen Verschuldung sollten sich nicht zu Mini-Zinsen refinanzieren dürfen, wenn eher Zinsen im Bereich von 8-10% angebracht wären, um die Risiken der Geldgeber abzusichern.

DAS ist eine der schlimmsten Eskapaden, welche die FED nicht nur zulässt, sondern mit ihrem Laissez-Faire Erziehungsstil regelrecht forciert.

Die Strafe folgt auf dem Fuß

Ein Kind, das nie Konsequenzen aus seinem Verhalten erfährt, wird Probleme bekommen. Denn früher oder später wird das Leben die Konsequenzen durchführen. Meistens wird es dann jedoch deutlich unangenehmer.

Ähnlich ist es auch mit dem Markt. Denn irgendwann ist es einfach mal genug. Die Bond-Märkte beginnen erste Konsequenzen zu spüren, denn langsam setzt bei den Marktteilnehmern die Realität im Denken wieder ein.

Die Möglichkeit einer Zinserhöhung durch die FED macht dabei genauso viel Angst, wie eine Situation, die dazu führt, dass die FED auf eine Zinserhöhung verzichten muss. Denn erhöht die FED die Zinsen, dann muss man auch von den Hochrisikoanlagen höhere Zinsen verlangen. Verzichtet die FED dagegen auf eine Zinserhöhung, dann heißt das, dass es der Wirtschaft schlecht geht und die Hochrisikoanlagen eventuell in die Pleite stürzen werden (weshalb die Geldgeber ebenfalls einen höheren Zins verlangen müssen, um das gestiegene Risiko abzusichern).

Das führt dazu, dass inzwischen 15,7% der hochverzinsten Anlagen in den USA notleidend sind.

Zu diesem Ergebnis jedenfalls kommen die Analysten von Standard & Poor's. Allerdings muss man dazu sagen, dass S&P hier sehr freundliche und wohlwollende Analysekriterien nutzt. Betrachtet man nämlich dagegen die Ergebnisse der Analysten der Bank of America sieht das Ergebnis deutlich beunruhigender aus. Denn deren Analysemethoden sind der Realität deutlich angepasster und beschönigen nur wenig.

Sehen Sie hier die Indizes der Ratio notleidender Kredite von S&P und BofA im Vergleich:

Quelle: BofA

In rot sehen Sie Ergebnisse der Bank of America (Merrill Lynch).Beängstigend: diese liegen mehr als das Dreifache über den schon beunruhigenden Ergebnissen von S&P.

Es ist nach das erste Mal, dass ich Sie davor warne, dass uns die US-Junk Bond-Märkte noch um die Ohren fliegen werden. Das habe ich schon letztes Jahr getan. Doch inzwischen ist es noch schlimmer....ich hoffe, Sie haben sich für etwaige Notfälle abgesichert.

Ihre Miriam Kraus

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.investor-verlag.de

Silbernews übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben! - Copyright © by Silbernews.com 2006-2022

© by Silbernews.com