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Philharmoniker Depot

29.09.14 EZB: Inflation im Euro um jeden Preis?

Das Ziel ist seit Monaten klar und EZB-Chef Mario Draghi wird nicht müde, es bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufs Neue zu betonen: Die Inflationsrate im Euroraum sei zu niedrig, mehr billiges Geld müsse her, um endlich das Ziel einer zweiprozentigen Teuerungsrate zu erreichen und die Konjunktur anzuheizen. Doch warum eigentlich braucht die Konjunktur Geldentwertung? Ist das endlich erreichte Ideal stabilen Geldwertes nicht viel besser als eine zweiprozentige Geldentwertung Jahr für Jahr? Und sind die derzeitigen Maßnahmen der EZB tatsächlich dazu geeignet, sowohl das Preisniveau zu als auch die Wachstumsrate der Volkswirtschaften in der Eurozone heben? Oder droht uns in der Eurozone das japanische Szenario: Eine Inflation der Preise, nicht aber hohe Wachstumsraten?

Grund für die Inflationswut der EZB: Mehr Investitionen in die Realwirtschaft sollen her!

Eine Inflationsrate von 2% macht festverzinsliche Anleihen wie beispielsweise deutsche Staatsanleihen effektiv unrentabel für Anleger. Selbst der derzeitige Niedrigstzinssatz von 0,96% auf zehnjährige Bundesanleihen bringt dank der aktuell sehr niedrigen Inflationsrate von 0,4% real noch 0,56% Realverzisnung. Würde hingegen die Inflation tatsächlich bei 2% liegen, das in Anleihen angelegte Geld also pro Jahr 2% weniger wert sein, dann würden Bund-Käufer real einen Verlust von 1,04% Jahr für Jahr machen.

In der Theorie der EZB würde das dazu führen, dass die Anleger nicht mehr die risikoärmsten Geldanlagen wählen, sondern endlich wieder höher verzinste Investitionen in die Realwirtschaft. Zudem kurbelt in der Theorie der EZB eine zweiprozentige Inflationsrate den Konsum an. Wo die Waren jährlich billiger werden (Deflation) oder zumindest ihren Preis halten, können Kaufentscheidungen auch in die Zukunft verlagert werden, ohne dass es Geld kostet. Werden die Waren jedoch jährlich teurer, ist ein Kauf im Jetzt günstiger als ein Kauf in der Zukunft.

Steigende Preise und stagnierende Wirtschaft. Droht dem Euroraum das japanische Szenario?

Allerdings besteht die Gefahr, dass die getroffenen Maßnahmen, gültig für den gesamten Euroraum, in den einzelnen Mitgliedsstaaten nicht die gewünschten Erfolge erzielen und dass die gewünschte Inflationsrate von 2% nicht für alle Eurostaaten gleich günstig ist. Denkbar ist schließlich auch, dass die Preise steigen, ohne dass die Menschen auf einmal anfangen zu konsumieren. Wo kein Geld für Konsum da ist, wird auch bei Inflation nicht konsumiert. Und wenn Risiko averse Anleger lieber 1% Geldwertverlust pro Jahr akzeptieren, als Risiken einzugehen, geht der Plan nach hinten los. Dann hätte die Eurozone Inflation und Rezession.

Dieses Szenario ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern in Japan derzeit zu beobachten. Bei mehr als 3% Inflation schrumpft die Wirtschaft. Das hat die ohnehin prekäre wirtschaftliche Lage vieler Japaner weiter verschlechtert. In den vergangenen 10 bis 20 Jahren waren die Japaner Deflation kombiniert mit stagnierender Wirtschaft gewohnt. Jetzt wird das Geld weniger wert, gleichzeitig schrumpft die Wirtschaft.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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