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Philharmoniker Depot

01.09.14 Lieber neue Schulden machen als sich arm sparen

Bisher waren sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und EZB-Chef Mario Draghi einig, wenn es um den richtigen Weg ging, auf dem der Euroraum aus der Wirtschaftskrise finden sollte: strikte Sparmaßnahmen entlang der Maastricht-Kriterien. Eine Finanzdiät, vor allem für die hoch verschuldeten Südländer des Euroraums, Frankreich eingeschlossen. Doch beim großen Treffen der Notenbanker Ende August im US-amerikanischen Jackson Hole ließ Draghi plötzlich andere Töne verlauten.

Die Sparpolitik der EZB hat versagt

Die Fiskalpolitik der Eurozone lasse durchaus noch Spielraum für Investitionen, so hieß es, und: Die Euroländer sollen mehr investieren. Damit tritt die Bekämpfung der Schulden in den Hintergrund, Priorität hat jetzt, der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Die Maßnahmen der EZB zur Konjunkturbelebung dürften damit als gescheitert angesehen werden. Oder als mehrjährige Vorbereitung auf das, was die EZB jetzt anmahnte: schuldenfinanzierte Investitionen der Staaten. Die stark gesunkenen Zinsen machen diese schließlich günstig.

Die Arbeitslosenquote ist gestiegen, Wirtschaftswachstum und Inflation gesunken... in den USA

Das zeigt auch der Blick auf die Zahlen: Die Arbeitslosenquote im Euroraum ist seit 2010 von gut 10% auf inzwischen 11,5% gestiegen, Anfang 2013 lag sie sogar bei über 12%. Das Wirtschaftswachstum dümpelt bei 0,7% weit hinter dem der USA (2,5%) hinterher und die Inflationsrate liegt nahe 0. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote in den USA sank im gleichen Zeitraum von knapp 10% auf 6,2% und die Inflationsrate liegt bei wirtschaftlich gesunden 2%.

Wo ist also der Unterschied zwischen der Finanzpolitik Marke EZB-EU und der Finanzpolitik Marke Fed-Obama? Wo erstere pro-zyklische getaktet ist, funktioniert letztere anti-zyklisch. Das heißt, dass die EZB und die EU mit ihrer Geld- und Fiskalpolitik die Konjunkturbewegung verstärkt, die Fed und Obama-Regierung hingegen abfedert. Die strikten Sparbeschlüsse in der Eurozone haben die Rezession verstärkt, verlängert und verfestigt. Auch im Jahr 6 nach dem Beginn der Finanzkrise ist von einer echten Erholung im Euroraum nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Rezession könnte sich sogar noch verschärfen. In den USA hingegen hat man erkannt, dass der Staat die sinkende Nachfrage der Privatwirtschaft und Verbraucher ausgleichen muss. Kreditfinanzierte Ausgaben des Staates haben die Rezession abgefedert und verkürzt.

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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