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Philharmoniker Depot

28.07.15 Alan Greenspan zur Wichtigkeit von Gold

"Einen Goldstandard, in welcher Form auch immer, hat niemand auf dem Schirm. In der heutigen nahezu vollständigen Umklammerung durch Fiat-Währungen und freie Wechselkurse hat der Goldstandard nur wenige Befürworter. Dennoch weist Gold spezielle Eigenschaften auf, die keine andere Währung für sich in Anspruch nehmen kann, mit der etwaigen Ausnahme Silber. Seit mehr als 2 Jahrtausenden hat Gold nahezu unbestrittene Akzeptanz als Zahlungsmittel. Es hat dabei niemals der Kreditgarantie durch eine dritte Partei bedurft.

Wenn Gold oder direkte Ansprüche auf Gold zur Bezahlung einer Verbindlichkeit eingesetzt werden, wirft dies keine weiteren Fragen auf. Während der letzten Tage des II.Weltkriegs war es beispielsweise die einzige Form der Bezahlung, welche Exporteure nach Deutschland noch akzeptieren wollten. Heute beruht die Akzeptanz von Fiat Geld (eine Währung die nicht durch einen Vermögenswert mit innerem Wert gedeckt ist) auf der Kreditgarantie souveräner Staaten die mit einer wirksamen Steuerertragshoheit ausgestattet sind - eine Garantie die im Krisenumfeld nicht immer an die allgemeingültige Akzeptanz von Gold heran reicht.

Wenn der Dollar oder irgend eine andere Fiat Währung ebenso zu allen Zeiten allgemeingültig akzeptiert wären, dann würden Zentralbanken keinen Grund sehen Gold zu halten. Die Tatsache dass sie es tun zeigt an, dass solche Fiat Währungen kein allgemeingültiges Substitut sind. Von den 30 wirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern, die dem Internationalen Währungsfonds berichten, halten nur 4 kein Gold als Teil ihrer Reserven in der Bilanz. Tatsächlich liegt der Wert des Goldes, welches von den Zentralbanken entwickelter Volkswirtschaften gehalten wird bei 762 Milliarden US-Dollar (31.12.2013), das entspricht 10,3% der gesamten Bilanzreserven. (Zudem hält der IWF weitere 117 Milliarden US-Dollar in Gold).

Falls Gold also ein „barbarisches Relikt" wäre, wie es der britische Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes bezeichnet hatte, dann würden die Zentralbanken rund um die Welt nicht so viel von einem Vermögenswert lagern, dessen Rendite inklusive der Lagerhaltungskosten, negativ ist."

Zitat: Alan Greenspan im Aufsatz „Golden Rule - Why Beijing is buying" in Foreign Policy vom 29.09.2014

Quelle: pixabay

Rudert Greenspan nach all den Jahren auch schriftlich zurück?

Alan Greenspan war ein Gefangener des Systems. Greenspan, in dessen Amtszeit als FED-Notenbankchef eine der extremsten Formen des Geldmengenwachstums fiel, hatte nur einige Jahrzehnte zuvor regelrecht für einen Goldstandard geworben.

Der Mann, der für den Beginn der nach wie vor währenden extrem lockeren Geldpolitik in mindestens ebenso extremer Dynamik steht, der Mann also, der nach allem was sich in seiner FED-Zeit beobachten ließ, wohl kaum als Verfechter eines straffen Notenbankkurses gelten kann, hat tatsächlich nur einige Jahrzehnte vor seiner FED-Zeit einen Goldstandard propagiert.

Das ist wie Feuer und Wasser, Gut und Böse, Geld drucken und Geldmengenwachstum einschränken. Also was ist los mit Alan Greenspan? Leben in seiner Brust zwei Seelen, Dr. Jekyll und Mr. Hyde?

Diese Frage haben sich Beobachter schon immer gestellt, seit die FED-Politik Greenspans in den 90ern so gar nicht mit dem übereinstimmen wollte, was er einst 1966 in Ayn Rands Newsletter schrieb. Diese Frage wird wohl immer nur Greenspan selbst für sich beantworten können. Am 29.September dieses Jahres aber hat Greenspan offenbar einen Versuch unternommen seine früheren Aussagen etwas zu relativieren, zu modernisieren und in einen aktuellen Kontext zu bringen, der ihn nicht allzu dumm dastehen lässt. Ob ihm das gelungen ist, muss jeder Leser für sich selbst entscheiden. Ich finde nicht falsch, was er da geschrieben hat, zumindest die beiden Absätze, die ich oben für Sie übersetzt habe.

Goldstandard wohl eher fürs nächste System

Leider wäre ein traditioneller Goldstandard heute wirklich schwer praktikabel. Abgesehen von der abartigen Höhe des Goldpreises, die dieser erreichen müsste, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie die überdimensional aufgeblähten monetären Systeme noch unter einem echten Standard mit realen Vermögenswerten Bestand haben könnten. Nein, ein Goldstandard ist wohl eher etwas für das nächste System, sobald das aktuelle schließlich endlich in sich zusammengebrochen ist.

Trotzdem sollte jeder (ob Goldbulle oder nicht) den alten Aufsatz aus dem Jahr 1966 unter dem Titel „Gold und wirtschaftliche Freiheit" von Alan Greenspan kennen. Denn ungeachtet dessen, dass Greenspan sich selbst in der Praxis völlig über Bord geworfen hat, ist der Man dennoch einer der großen Denker unter den Ökonomen und gerade dieser Aufsatz m.E. absolut brilliant.

Deshalb habe ich den kompletten Aufsatz für Sie übersetzt. Aufgrund der Länge teile ich ihn auf 5 Teile auf. Teil 1 finden Sie heute im 2.Beitrag, die nächsten Teile dann in den Ausgaben morgen und übermorgen. Viel Vergnügen beim Lesen....

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