.

Philharmoniker Depot

27.08.14 Gold: Seitwärts durch den Sommer

In den Sommermonaten bewegte sich der Goldpreis bislang in einer relativ engen Trading Range von etwas mehr als 100 Dollar seitwärts. Die geopolitischen Krisen in der Ostukraine, im Irak und im Gazastreifen verhinderten einen Absacker, während die Angst vor steigenden US-Zinsen die Ambitionen nach oben bremsten – es herrschte gewissermaßen eine Patt-Situation.

Analysten zum Glück uneins

Ein hohes Maß an Uneinigkeit kann man derzeit bezüglich der von Analysten ausgesprochenen Kursziele zum Goldpreis ausmachen. Unter den 33 bei der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analystenmeinungen reichen die für Ende 2015 abgegebenen Prognosen von 1.000 bis 1.831 Dollar, wobei das pessimistischste Kursziel von Gabor Vogel (DZ Bank) und das optimistischste von Ronald Stöferle (Incrementum AG) stammt. Der Mittelwert liegt mit 1.243 Dollar am unteren Ende der sommerlichen Trading Range. Dies muss allerdings nicht von Nachteil sein, schließlich droht angesichts des pessimistischen Analystenkonsenses somit wohl kaum ein massiver Ausverkauf der Krisenwährung Gold. Grund zur Sorge bestünde vielmehr, wenn die Masse der Experten dem Goldpreis deutlich mehr zutrauen würden. Von Euphorie ist derzeit nichts zu spüren, was die Gefahr eines massiven Goldpreissturzes als begrenzt erscheinen lässt. Schon Börsen-Altmeister André Kostolany war der Meinung: „Eine Hausse wird geboren im Pessimismus. Sie wächst in der Skepsis. Sie altert im Optimismus und stirbt in der Euphorie.“ Als Umkehrschluss können Goldfans davon ausgehen, dass Letzteres beim gelben Edelmetall derzeit wohl eher nicht der Fall ist.

Weltgrößter Gold-ETF wieder auf Diät

Schwache Aktienmärkte haben dem weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares seit dem Jahreswechsel keine nennenswerten Kapitalzuflüsse beschert, sondern dessen gehaltene Goldmenge im August sogar unter den Stand zum Jahresultimo fallen lassen. Als besonders interessant erwies sich wieder einmal der Quartalsbericht der US-Aufsichtsbehörde SEC, der die zum Ende Juni herrschenden Besitzverhältnisse der größten institutionellen Anteilseigner des ETF offenlegt. Während der Hedgefondsmanager John Paulson wie beim letzten Update mit mehr als 10,234 Millionen Anteilen die größte Einzelposition hält, gab es bei einigen, zu den Top Ten gehörenden institutionellen Investoren massive Aufstockungen zu berichten. Besonders beherzt griff Goldman Sachs zu und baute die bisherige Position um 39,5 Prozent auf 1,586 Millionen Anteile aus. Auch zwei Schweizer Institute zeichneten sich durch einen gestiegenen Goldappetit aus. So erhöhte bspw. die UBS innerhalb von drei Monaten das Gold-Exposure in dem ETF um 29,7 Prozent auf 2,472 Millionen Anteile, während bei der Credit Suisse sogar ein Zuwachs um 44,6 Prozent auf 2,125 Millionen Anteilsscheine registriert worden war. Eine weitere Gemeinsamkeit der drei Institute stellt die Tatsache dar, dass ihre Analysten bezüglich der Perspektiven des Goldpreises eher zu den Pessimisten zu zählen sind und sie in den USA wegen diverser Vergehen Strafen in Milliardenhöhe gezahlt haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Fed mit Argusaugen beobachtet

Alle Welt will wissen, wann die US-Notenbank Fed damit beginnt, die Leitzinsen jenseits des Atlantiks zu erhöhen. Laut jüngstem Fed-Protokoll nahm bei der letzten Sitzung die Zahl der Befürworter zu, das Zinsniveau früher als bislang erwartet anzuheben. Beim jährlichen Symposium wichtiger Notenbanker in Jackson Hole (Wyoming) lieferte die Fed-Chefin Janet Yellen in ihrer Rede am 22. August allerdings keine diesbezüglichen Hinweise. Für Robert Hartmann, Geschäftsführer von pro aurum, stellen steigende Zinsen – isoliert betrachtet – ohnehin kein Problem für den Goldpreis dar. Zur Erinnerung: Anfang der Achtzigerjahre erreichte der Goldpreis ein Allzeithoch mit 850 Dollar, obwohl die amerikanischen Anleihen mit Renditen von mehr als 10 Prozent aufwarteten. Für Hartmann steht daher fest: „Historisch betrachtet sind es vor allem die Inflationserwartungen, die den Goldpreis treiben. Ist die Inflationsrate höher als das Zinsniveau, werden Sparer mit negativen Realzinsen bestraft, und negative Realzinsen waren in den letzten Jahren einer der Treibsätze für steigende Edelmetallnotierungen.“

Janet Yellen betont stets die große Bedeutung des US-Arbeitsmarktes für die künftige Geldpolitik. Auf dem internationalen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole widmete sie diesem Thema ungefähr zwei Drittel ihrer Redezeit. Der nächste Monatsbericht des US-Arbeitsministeriums, der für den 5. September angekündigt wurde, könnte daher die Goldmärkte wieder einmal besonders stark tangieren. In der Eurozone sieht die Welt durch die „Arbeitsmarkt-Brille“ weiterhin alles andere als rosig aus. Auch die Wirtschaft der Eurozone hat es bislang noch nicht so recht aus dem Tal der Tränen geschafft. Italien befindet sich in einer Rezession, Frankreich und Deutschland bewegen sich beim Wachstum um die Nulllinie. Blickt man auf die Konjunkturbarometer wie den Ölpreis, den Kupferpreis und die Staatsanleihen, scheint etwas Größeres im Busch zu sein. Robert Hartmann hält es für möglich, dass die positiven Prognosen vieler Analysten zur konjunkturellen Entwicklung in den nächsten Monaten revidiert werden müssen. Er meint: „Die Notenbanken werden dann erneut Bemühungen unternehmen, die Konjunktur durch die Bereitstellung von noch mehr Liquidität aufzufangen. Das Vertrauen in die Allmacht der Lenker von Fed, EZB und anderen Notenbanken könnte dann bröckeln und die Kursentwicklung von Gold und Silber positiv beeinflussen.“

Drei Fragen an die Privatkunden von pro aurum: Der Pessimismus steigt

An der von pro aurum durchgeführten August-Umfrage unter Privatkunden nahmen 864 Personen teil. Gegenüber dem Vormonat nahm der Anteil der in Kauflaune befindlichen Anleger von 43,1 auf 38,1 Prozent ab.

Aktivität August 2014 - Gold

Im Gegenzug stieg die Quote der Abwartenden von 56,1 auf 61,9 Prozent. Trotz der insgesamt leichteren Tendenz des Goldpreises erhöhte sich der Anteil der Befragten, die das gelbe Edelmetall als überbewertet einstufen, gegenüber dem Vormonat von 5,9 Prozent auf 8,9 Prozent. 69,8 Prozent (Vormonat: 72,9 Prozent) betrachteten Gold als unterbewertet, während 21,3 Prozent (Juli: 21,2 Prozent) eine faire Bewertung sahen.

Bewertung gold

Nach den weiteren Goldpreisperspektiven befragt, konnte man unter den Privatkunden von pro aurum im Erhebungszeitraum einen signifikant schwächeren Optimismus ausmachen. Nach 8,5 Prozent im Juli erwarteten im August 12,3 Prozent einen fallenden Goldpreis.

Trend Gold

Eine Mehrheit von fast 50 Prozent (Juli: 46,5 Prozent) prognostizierte hingegen einen Seitwärtstrend, während der Anteil der Optimisten von 45,0 auf 38,2 Prozent zurückging.

Chartanalyse: Wir befinden uns mit hoher Wahrscheinlichkeit im letzten Viertel des Bärenmarktes

Seit nunmehr knapp drei Jahren steckt der Goldpreis in einer groß angelegten Korrektur, welche Anleger, Spekulanten und Experten immer wieder narrt und in die Irre führt. Seit dem Tief bei 1.180 Dollar im vergangenen Juni laufen die Notierungen seitwärts und schwankten zuletzt in einer immer kleiner werdenden Bandbreite um die Marke von 1.300 Dollar. Statistisch betrachtet handelt es sich mittlerweile um den drittlängsten Gold-Bärenmarkt in den vergangenen vier Dekaden. Lediglich 1988 bis 1993 und 1996 bis 1999 stellen die aktuelle Korrekturphase zeitlich in den Schatten.

Gold Tageschart

Wir befinden uns also mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit im letzten Viertel dieses Bärenmarktes. Die entscheidende Frage lautet nun, ob dieser mit der laufenden Seitwärtsstreckfolter langsam in Form einer Bodenbildung und höheren Tiefs beendet wird oder ob es doch noch zu einem Sell Off und einer kompletten Bereinigung des Marktes kommen muss.

Solange sich Gold nachhaltig über der Marke von 1.250 Dollar halten kann, bleibt die Theorie der Bodenbildung intakt. Allerdings wurde die langjährige Aufwärtstrendlinie (mittlerweile bei ca. 1.265 bis 1.270 Dollar) in der vergangenen Woche erneut angelaufen und getestet. Dies bereits zum dritten Mal in den vergangenen neun Monaten. Je öfter eine Trendlinie getestet wird, umso anfälliger wird sie. Insofern gibt der bisher enttäuschende Sommerverlauf ein klares Warnsignal. Auch scheint sich der deflationäre Druck im gesamten Finanzsystem langsam zu erhöhen (siehe: schwacher Ölpreis trotz zahlreicher geopolitischer Krisenherde, deutliche Korrektur an den Aktienmärkten, starker US-Dollar etc.).

Kurzfristig ist Gold überverkauft und sowohl die Markttechnik und das Sentiment als auch die Saisonalität dürften eine Erholung ab Ende August Richtung 1.300 Dollar möglich machen. Danach kommt es dann aber darauf an, ob sich daraus mehr entwickeln kann und ob vor allem der Widerstand bei 1.320 Dollar aus dem Weg geräumt werden kann. Falls ja, hat Gold gute Chancen, eine Rallye Richtung 1.430 Dollar bis zum Jahresende aufs Parkett zu legen.

Falls es aber nur eine kurze Erholung an die Marke von 1.300 Dollar werden sollte, steigt die Wahrscheinlichkeit auf einen Bruch der Aufwärtstrendlinie massiv an. Für diesen Fall muss mindestens mit einem erneuten Test der Marke von 1.180 Dollar gerechnet werden. Auch 1.050 Dollar werden dann möglich.

Allerdings dürfen Goldanleger eines nicht vergessen: Wer physisch investiert ist, kann Rückschläge locker aussitzen und zu weiteren Käufen nutzen. Wer nur auf Papier und Kredit spekuliert, überlebt solche Marktphasen nicht.

Nach Abschluss der Korrektur wird sich der Goldpreis, statistisch gesehen, mindestens verdoppeln. Im Bullenmarkt der 1970er-Jahre stieg der Goldpreis zwischen 1976 und 1980 sogar um 835 Prozent an.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.proaurum.de

Silbernews übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben! - Copyright © by Silbernews.com 2006-2022

© by Silbernews.com