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Philharmoniker Depot

23.06.12 Gold und Silber angeschlagen

Gold und Silber gerieten zur Wochenmitte unter die Räder, nachdem die Erwartungen der Marktteilnehmer auf eine dritte Runde der quantitativen Lockerung (QE3) seitens der US-Notenbank FED nicht erfüllt wurden. Da der US-Aktienmarkt in den vergangenen drei Wochen eine Kursrallye vollführte, verdichteten sich bis Mittwoch die Hinweise, dass es wahrscheinlich nur zu einer Verlängerung der „Operation Twist“ kommen würde. Für QE3 hätte der US-Aktienmarkt tiefer einbrechen und die Panik an den Märkten, die ein Eingreifen der Notenbank erfordert und „gerechtfertigt“ hätte, viel größer sein müssen, was wir im Marktkommentar vom 14.05.2012 genauer erklärten. Da ein Giralgeldsystem schon vom Kollaps bedroht ist, sobald die Geldmenge nicht mehr wächst, durfte zum Ende der ersten Operation Twist kein Vakuum entstehen. Ein deflationärer Crash, der sich binnen kürzester Zeit zusammengebraut hätte, wäre die unausweichliche Folge gewesen. Also wurde die Operation Twist zum Re-Twist. Monatlich auslaufende Schuldtitel werden durch den Kauf neuer Anleihen ersetzt und gleichzeitig die Banken gestützt, indem man ihnen die Langläufer abkauft und ihre Geschäftsmodelle durch eine Abflachung der Zinsstruktur noch etwas aufrecht erhält.
Auch in Europa gab es kein gemeinsames Eingreifen der Notenbanken und damit keine Liquiditätsmaßnahmen, da die Wahl in Griechenland noch einmal glimpflich ablief, was einige Marktteilnehmer enttäuschte. Auch wenn viele Analysten von einem Austritt Griechenlands aus der EWU schon lange überzeugt sind, so sagte unsere Erfahrung und Quellen uns bisher, dass dies nicht geschehen würde, womit wir seit Anbeginn der Diskussionen, entgegen der oftmals vorherrschenden Meinung, wieder richtig liegen.

Dass Gold die Marke von 1.630 USD nicht überwinden konnte und seit Wochenmitte abgab, ist kurzfristig, auf Sicht der nächsten Wochen, negativ zu sehen. Immerhin hat der kurzfristige Aufwärtstrend bei Gold, der aktuell bei 1.570 USD verläuft, gehalten. Silber hingegen durchbrach den kurzfristigen Aufwärtstrend und fiel bis zur langfristigen Unterstützungslinie bei aktuell ca. 26,80 USD. Dreht Gold jetzt vom Fleck weg nach oben, so hält auch die Unterstützung bei Silber und die Situation ist kurzfristig gerettet. Erst über 1.630 USD für die Feinunze entspannt sich die Lage. Hält der Aufwärtstrend nicht und fällt im zweiten Schritt die Unterstützung bei 1.530 USD, so wir es kurzfristig für Gold duster und für Silber dementsprechend zappenduster. Auch wenn fundamental alles stimmt, alle Indikatoren zeigen, dass der Markt für eine Trendwende mehr als bereit ist und ein starker Anstieg der Edelmetalle bevorsteht, so könnte ein leicht deflationäres Umfeld in Verbindung mit einer sich wie erwartet abschwächenden Konjunktur, kurzfristig preisdrückend auf die Edelmetalle auswirken. Da die Operation Twist bis Jahresende ausgedehnt wurde, wird nur bei einem starken Abverkauf am Aktienmarktes die FED für QE3 offen sein und in Aktion treten.
In Europa macht immerhin die IWF-Chefin Lagarde Hoffnung auf einen baldigen Start der nächsten Rallye bei Gold und Silber. Sie forderte ein ganzes Paket planwirtschaftlicher Maßnahmen. So wäre nicht nur eine Zinssenkung, sondern auch die Wiederaufnahme des Anleihenkaufprogramms durch die EZB und massive Liquiditätsspritzen für die Banken notwendig. Dabei hatte erst diese Woche die EZB ihre Anforderungen für die Hereinnahme von Anleihen abermals gesenkt, um noch den letzten toxischen Müll gegen frisches Zentralbankgeld hereinzunehmen. Außerdem soll der EFSF und die ESM-Bank offiziell direkt den Banken mit Liquidität helfen dürfen. Die EZB druckt dann also das Geld und rekapitalisiert die Banken über dem Umweg der ESM-Bank auf Kosten der Steuerzahler. Der perfekte Vermögenstransfer und (fast) keiner bekommt es mit. Weiterhin sprach sie von Euro-Bonds, einer baldigen Fiskalunion und Bankenunion mit gemeinsamer Aufsicht. Sie spricht also von der Endphase der Abschaffung der Nationalstaaten und der unwiderruflichen Errichtung eines zentralistisch, sozialistischen Europas unter der Führung des ESM-Gouverneursrats. Eurogruppen Chef Jean-Claude Junker stimmte all diesen Vorschlägen natürlich zu. Auch wenn die Abstimmung zum ESM im Bundestag nicht zum 29. Juni, sondern 2-3 Wochen später stattfinden wird, so sollte man sich keine falschen Hoffnungen machen. Mit Reden und Beten lässt sich dieser Weg nicht mehr verlassen, sodass man sich sicher sein kann, dass die BRD, ohne das der ESM nicht existieren könnte, diesen schon bald ratifizieren wird. Die Hilfen für Spanien werden nun über den EFSF abgewickelt und später an die ESM-Bank übergeben.

Das Gesamtbild für die Edelmetalle bleibt überaus bullisch. Eine Abkehr von der sozialistischen Inflationspolitik ist nicht ansatzweise erkennbar. Kurzfristig gibt es noch Gefahren, die unter Umständen ein schnelles Handeln bei den Edelmetallen erfordern, sollte sich ein nochmaliger Rücksetzer abzeichnen.

Markus Blaschzok, Dipl.-Betriebswirt (FH), CFTe, ist seit 2001 Mitglied in der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Als Verfechter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verfolgt er einen ganzheitlichen Analyseansatz. Er hält Vorträge zu Themen der Österreichischen Schule, wie beispielsweise den monetär bedingten Konjunkturzyklen als Ursache von Wirtschaftskrisen, sowie der Vermögenssicherung mit Edelmetallen und Rohstoffen. Von 2009 bis 2011 schrieb er als Chef-Analyst bei pro aurum einen wöchentlich erscheinenden Marktkommentar und untersuchte erfolgreich die mittel- bis langfristige Entwicklung der Finanz-, Rohstoff- und insbesondere der Edelmetallmärkte. Weiterhin ist er Autor verschiedener Fachpublikationen und gibt Schulungen in Bereichen der Österrreichischen Schule der Nationalökonomie.

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Quelle: Markus-Blaschzok.de

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