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29.09.14 Die Inflationsmaßnahmen der EZB wirken nur mittelbar über die Geschäft

Als Chef der EZB hat Mario Draghi viele Möglichkeiten, auf die Preisentwicklung Einfluss zu nehmen. Das wichtigste Instrument ist dabei der Leitzins, sprich der Zins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, um es dann ihrerseits zu reinvestieren, beispielsweise in Form von Krediten an Unternehmen oder Privatpersonen. Mit dem geliehenen Geld können Unternehmen und Privatpersonen dann wiederrum Investitionen tätigen. Im Idealfall wird so die Wirtschaft angekurbelt.

Niedrigster Leitzins und negativer Einlagezins - trotzdem kein Wachstum

Mit dieser Logik senkt die EZB seit der Finanzkrise in schöner Regelmäßigkeit den Refinanzierungssatz, der inzwischen bei historisch niedrigen 0,05% liegt. Allerdings bleibt der erhoffte Erfolg aus. Das jährliche Wirtschaftswachstum im Euroraum war 2012 und 2013 hauptsächlich negativ, erst seit Anfang dieses Jahres ist es wieder positiv, liegt aber im internationalen Vergleich mit derzeit 0,7% weit hinter den USA, Kanada und sogar Russland zurück. Und die Inflationsrate liegt seit einem Jahr beständig unter 1%, derzeit sogar nur bei 0,4%. Die Senkung der Leitzinsen hat also ihr erklärtes Ziel verfehlt.

Deshalb drehte die EZB auch noch an einer weiteren Zinsschraube und senkte den Einlagezins von null Prozent auf inzwischen minus 0,2%. Das ist der Zinssatz, den Geschäftsbanken derzeit der EZB zahlen müssen, wenn sie Geld bei der Notenbank einlagern wollen. In normalen Zeiten ist der Einlagezins positiv und die Banken bekommen Geld für ihr Geld. Doch einer der Hauptgründe, warum der niedrige Leitzins nicht die erhoffte Kreditschwemme von den Banken an ihre Kunde brachte, war, dass viele Geschäftsbanken das günstige EZB-Geld gleich wieder bei der Notenbank anlegten, anstatt es unter die Verbraucher zu bringen. Dafür werden die Geschäftsbanken nun mit dem negativen Einlagezins bestraft.

Weitere Maßnahmen: die EZB als Bad Bank

Auf der letzten Sitzung der EZB verkündete Draghi, wieder wie zu Zeiten der Finanz- und Eurokrise günstige Kredite an die Banken zu vergeben, diesmal allerdings unter der Bedingung, dass die Geschäftsbanken die Mittel zumindest teilweise weitergeben. Draghi will vermeiden, dass es sich die Banken wieder nur bequem machen und das Geld entweder der EZB zurückgeben oder aber in höher verzinste Staatsanleihen anlegen.

Noch viel brisanter war die Ankündigung, zukünftig auch Kreditverbriefungen aufzukaufen, also effektiv als Bad Bank zu fungieren. Und das alles nur der Inflation zuliebe, der heiligen 2%-Marke? Mit ihren Maßnahmen der ultralockeren Geldpolitik führt die EZB das Grundprinzip der Preisstabilität gerade völlig ad absurdum. Preisstabilität bedeutet bei der EZB nicht, dass der Wert des Geldes gleich bleibt, sondern dass er abnimmt.

Schwächung des Euro führt bereits zu Inflation

Denn die Inflationswut der EZB sorgt vor allem für eine Schwächung des Euro. Schließlich ist eine Währung, auf die Anleger kaum Zinsen bekommen, wenig interessant, vor allem dann, wenn auch die Wirtschaftsdaten keine rosigen Zeiten versprechen. Die Abwertung des Euro ist derweil ganz im Sinne der EZB, schließlich sorgt eine billige Währung für billige Exportware. Sie sorgt aber auch für teure Importware wie Öl. Bis der günstigere Eurokurs die Exporte weiter anfacht, können Jahre vergehen. Die höheren Importpreise werden die Verbraucher und Unternehmen aber binnen kurzer Zeit spüren - und damit an Kaufkraft verlieren. Und da ist sie wieder - die Inflation ohne höheres Wirtschaftswachstum.

Nun sagte Ignazio Visco, Mitglied des EZB-Rates, kürzlich in einem Interview mit Bloomberg News, dass die EZB möglicherweise auf zusätzliche Inflationsmaßnahmen verzichten könne, schließlich habe der Euro in den vergangenen drei Monaten wie gewünscht an Wert verloren. Die weiteren Schritte der EZB bleiben also abzuwarten.

Derweil darf aber daran gezweifelt werden, ob Inflation um jeden Preis tatsächlich zu höherem Wirtschaftswachstum und damit besseren Lebensbedingungen in Europa führen wird.

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.investor-verlag.de

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