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Philharmoniker Depot

19.09.14 Der Euro - eine Tragödie in vielen Akten

Der September ist oft ein trister Monat. Das bewahrheitet sich derzeit für die Rohstoffpreise genauso wie für den Euro oder überhaupt die Euro-Zone, wie wir gestern gesehen haben. Zumindest arbeitet die EZB daran die Tristesse weiterhin walten zu lassen. Es mag daran liegen, dass man frisch aus dem Urlaub heimgekehrt sich urplötzlich mit den schwelenden Problemen auseinander setzen muss. Meist wird es dann immer nur noch schlimmer...

Der Euro - eine Tragödie

1.Akt - oder wie die Briten gingen

Es war ein schwarzer Septembermorgen im Jahre 1992 - später nannte die britische Presse den 16.09.92 den Schwarzen Mittwoch. Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, den Tag „Triumph über den Euro" zu nennen. Doch damals waren die Briten eben unglücklich, denn George Soros hatte sie gerade davor bewahrt, später dem Euro-Raum beizutreten.

Was war geschehen?

Die Europäer, bestrebt Einigkeit zu demonstrieren, hatten sich dem Europäischen Währungssystem EWS (1979-1998) verschrieben. Hauptelement des EWS war ein System fixierter Wechselkurse, welches die Schwankungen der europäischen Währungen innerhalb einer festgelegten Bandbreite halten sollte.

Leider passten die teilnehmenden Staaten (Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Spanien ab 1989, Großbritannien ab 1990 und Portugal ab 1992..später noch Österreich ab 1995, Finnland ab 1996 und Griechenland ab 1998) weder wirtschaftlich, noch in ihrer Zinspolitik zusammen.

Stärkstes Mitglied war Deutschland mit seiner D-Mark, die unter ständigem Aufwertungsdruck stand und damit auch die Währungen der EWS-Teilnehmer mit nach oben riss. Alle EWS-Währungen konnten somit beständig gegenüber dem US-Dollar aufwerten.

Die Bundesbank, die eine Überhitzung vermeiden wollte, hob die Zinsen an. Eine Politik, welche vielen der übrigen EWS-Staaten leider verwehrt blieb. Denn Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien befanden sich allesamt in einer Rezession.

Dem cleveren George Soros war klar, dass das britische Pfund (und nicht nur das) hilflos überbewertet war und so wettete er (und nicht nur er) gegen die britische Währung. Und zwar so stark, dass die britische Notenbank am Ende, sogar nach massiven Zinsanhebungen auf 15% klein beigeben musste. Großbritannien blieb daher keine andere Möglichkeit als um schließlich wieder eine Stabilisierung der Währung zu erreichen, als das Europäische Währungssystem zu verlassen.

Der Schock aber saß den Briten so tief in den Knochen, dass sie später jeder Währungsunion misstrauten und niemals dem Euro beitraten.

Nur ein Jahr später, im August 1993, war das EWS im Übrigen schon faktisch Geschichte, nachdem auch Frankreich unter dem Druck des Marktes zusammengeklappt war und fast alle seine Devisenreserven in den Wind geschossen hatte, bei dem Versuch den Franc zu stützen. Hernach wurden die eigentlich einmal beschlossenen Wechselkurs-Bandbreiten auf massiven 15% Differenz ausgeweitet - da hätte man auch gleich auf eine Bandbreite verzichten können.

2.Akt - oder der Euro hat leider nichts gelernt

Leider ist es ja oft so, dass Menschen aus den Fehlern der Vergangenheit überhaupt gar nichts lernen. Und auch im Falle des Versuchs der europäischen Währungsunion haben die Entscheider ja noch nie Lernprozesse gezeigt.

Anders ist nicht zu erklären, dass nicht einmal 2 Jahrzehnte später, dem Gipfel der europäischen Einigkeit in Gelddingen das gleiche Schicksal wie dem EWS drohte. Das einzige was den Zusammenbruch des Euro gestern, wie heute und morgen verhindert ist die EZB. Und nebenbei natürlich noch die Staaten, die weiterhin an der Euro-Idee festhalten. Allen voran Deutschland und Frankreich, ohne die, man muss es so sagen, der gemeinsame Währungsraum Geschichte wäre.

Und ausgerechnet Frankreich tut sich weiterhin so wahnsinnig schwer. Ausgerechnet Frankreichs Defizit wächst immer weiter und wird wohl in diesem Jahr die 4,4% erreichen, falls nicht noch einmal nach oben korrigiert werden muss. Ausgerechnet Frankreichs Wirtschaftswachstum ist mit anämischen 0,4% praktisch nicht mehr vorhanden. Ausgerechnet Frankreich kriegt die dringend benötigen Strukturreformen überhaupt nicht hin. Ausgerechnet Frankreich.....

Und auch Italiens Wirtschaft schrumpft weiterhin, zuletzt im 2.Quartal um 0,2%. Und von der horrenden Staatsverschuldung bei 130% vom BIP will ich gar nicht erst anfangen.

Doch das eigentliche Problem mit Frankreich und Italien ist wohl eher, dass keines der beiden Länder überhaupt noch gewillt ist, etwas an den Problemen zu ändern. Stattdessen wollen beide Länder einfach mehr Geld ausgeben. Mittlerweile regt sich dagegen kaum noch Widerstand - schließlich haben die beiden Staaten längst die EZB auf ihrer Seite.

Es ist oft der September...

...wenn die Menschen Sonne, Freiheit und Unbeschwertheit hinter sich lassen, dass die ungelösten Probleme mit nur noch größerer Kraft ins Bewusstsein drängen. Die Probleme in der europäischen Wirtschaft sind längst nicht gelöst, die Schuldenprobleme verschärfen sich und das Damoklesschwert des Finanzsystems auf Sand schaukelt, wenn auch unbeachtet, weiter über unseren Köpfen.

Der Euro mag Fluch und Segen zugleich sein, doch dass er auch im September 2014 noch Bestand hat, ist der EZB zu verdanken. Und sollte er auch im September 2020 noch Bestand haben, dann ist das zudem auch dem Bekenntnis der beteiligten politischen Entscheider zu verdanken. Bleibt nur zu hoffen, dass irgendwo dazwischen nicht doch noch ein September kommt, an dem uns die schwelenden Probleme nicht mehr egal sind.

So long liebe Leser....der Grund weshalb die Eurozone nach wie vor ein Gebilde ist, dessen gemeinsame Währung dem Wirtschaftsraum Probleme bereitet ist Ihnen ja sicher hinlänglich bekannt: Ein derart heterogener Wirtschaftsraum dürfte sich eigentlich weder eine gemeinsame Währung, noch eine Notenbank teilen!...doch wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und nicht mehr wieder heraus kann, dann muss es entweder schwimmen lernen, geht unter oder wird von der EZB "gerettet" (zumindest so lange bis es wieder hinein fällt)

Den Euro wird es auch in Zukunft noch geben...

Den Euro wird es auch in Zukunft noch geben. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der politische Wille immer noch stärker war als die wirtschaftliche Realität.

Tom Buhrow, Journalist - Quelle: ARD, „Menschen bei Maischberger"

Ihre Miriam Kraus

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Quelle: http://www.investor-verlag.de

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