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Philharmoniker Depot

02.09.14 Konjunktur- und Zinsentwicklung: Eurozone drohen japanische Verhältnis

In Europa sind derzeit alle Augen auf die Entwicklung in der Ukraine gerichtet, insbesondere jene der Politik, die der russische Präsident Wladimir Putin mit seinem Feldzug im Osten des souveränen Staates vor sich hertreibt. Noch immer ist insbesondere der europäische Teil der NATO tief zerstritten über eine „passende Antwort" , werden schärfere Sanktionen insbesondere von den Westeuropäern blockiert. Natürlich ist es verständlich, dass ein so wichtiges Thema die gesamte Aufmerksamkeit der politischen Führungsklasse der NATO bzw. EU verlangt, andererseits müssten auch andere Probleme dringend angegangen, wenn schon nicht gelöst werden.

Europas Wirtschaft ist impuls- und mutlos

Und zu diesen „anderen Problemen" gehört ganz eindeutig das abermalige Abgleiten der Eurozone in die rezessive Depression. Da dieser Prozess nicht gleichförmig und sehr schleichend stattfindet, wähnen sich Politik und Bürger in vermeintlicher Sicherheit, dass man hier irgendwie noch zu einem späteren Zeitpunkt den Stein der Weisen finden wird, um das wirtschaftliche Desaster abzuwenden - doch leider ist dem nicht so. Interessanter Weise verursacht die Ukraine-Krise, die wirtschaftlich betrachtet eine „Russland-Krise" ist, ein erhöhtes Tempo beim Drift der europäischen Wirtschaft in die Rezession, da sie neben den direkten wechselseitigen Sanktionswirkungen auch dafür sorgt, dass Verbraucher und Unternehmen noch stärker Vorsicht walten lassen im Hinblick auf Konsumausgaben und Investitionen, als das schon der Fall ist. Aufgrund des vergleichsweise hohen Handelsvolumen Deutschlands mit Russland, sind die negativen konjunkturellen Auswirkungen insbesondere bei der zuletzt gerne als „Zugmaschine" bezeichneten deutschen Wirtschaft besonders gravierend. Übersetzt ins „Einmaleins der Wirtschaft in fortgeschrittenen Schuldgeldsystemen" heißt das: Wenn Unternehmen und Bürger kein oder kaum Geld ausgeben, dann müssen staatliche Investitionen den Geldkreislauf anregen. Ohne neue Kredite ist kein Wachstum möglich, zumal immer größere Kreditbeträge per capita benötigt werden.

Hartnäckige Abkühlung der Wirtschaft ist auch über staatliche Ausgabenprogramme nicht kompensierbar

Dabei geht es schon jetzt nur noch um Schadensbegrenzung, denn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage-Erosion ist so stark, dass auch normal dimensionierte Ankurblungsprogramme nicht mehr helfen würden das europäische BIP in die Pluszone zu bewegen. Seinen Ausdruck findet die schleppende Konjunkturentwicklung auch in den niedrigen Inflationsraten, zum Beispiel des Euroraums. Nach jüngsten Angaben kletterten die Verbraucherpreise auf Jahresbasis nur noch um 0,3 % - und werden weiter nachgeben. Das ganze „Set Up" erinnert inzwischen stark an „japanische Verhältnisse" nach dem Platzen der dortigen Aktien- und Immobilienblase vor einem Vierteljahrhundert, von dem sich das Land bis heute nicht erholen konnte

EZB ist vorerst auf sich allein gestellt

Da die Eurozone noch immer von deutschen Spar-Ideen beherrscht wird, lastet die Hoffnung der Wirtschaft aktuell auf der EZB. Sie soll jene Gelder bereitstellen, die von der Politik versagt werden. Doch leider besitzt die EZB nicht die Möglichkeiten der Politik. So können die Zentralbanker nur Geld für jene bereitstellen, mit denen sie auch eine Geschäftsbeziehung unterhalten: den Geschäftsbanken. Die Politik hingegen erreicht mit ihrer Ausgaben- und Steuerpolitik hingegen jedes Wirtschaftssubjekt, hat damit deutlich effektivere Möglichkeiten der Steuerung als die EZB. So fordert zum Beispiel ein angesehener italienischer Wirtschaftsexperte eine vorübergehende Senkung der Einkommensteuer in der gesamten Eurozone um 5 %! Ziel ist es u.a., den Konsum zu stimulieren.

Kapitalmarktzinsen sinken immer tiefer

Doch auch hier stellt sich die Frage, ob solche Schritte nicht bereits zu spät kämen um das Abrutschen der EU-Konjunktur in die Rezession zu verhindern. Die Investoren sehen jedenfalls das Schicksal des Euroraums bereits als besiegelt an, ebenfalls dem japanischen „Vorbild" folgend: die Kapitalmarktzinsen sinken immer tiefer, sind im Deutschland bei Kurzläufern bis zu 3 Jahren Restlaufzeit sogar negativ, 10-jährige Bundesanleihen bringen etwa 0,8 % an jährlicher Rendite. Diese Zinssätze sind nur noch marginal von jenen in Japan (0,45 % für 10-jährige Laufzeiten) entfernt - und da interveniert die Zentralbank unentwegt durch Ankäufe von Bonds. Diese Monetisierung von Staatsschulden steht auch der Eurozone bevor, nur helfen dürfte dies auch in diesen Gefilden kaum etwas - jedenfalls nicht der realen Wirtschaft.

Aktienmärkte bleiben durch Geldpolitik unterstützt - doch das wird nicht reichen

Stünde die EZB nicht unmittelbar vor dieser Monetisierung, die Aktienkurse europäischer Unternehmen wären bereits beträchtlich niedriger als dies der aktuelle Blick auf den DAX- oder Eurostoxx-Index offenbart. Angesichts der in den kommenden Monaten überwiegend rückläufigen Unternehmensgewinnen und generell schwierigeren Bedingen in einer auch aus geopolitischer Sicht problematischen Welt, halte ich die erreichten Kurshöhen an allen europäischen Aktienmärkten, trotz der anstehenden geldpolitischen Maßnahmen für deutlich überhöht und entsprechend Rückschlag-gefährdet. Nur ein komplettes Umdenken der europäischen Politik unter deutscher Führung in Sachen „Spardiktat" könnte unter Umständen ein ausreichend großes Gegengewicht zu der ausgeprägten Gravitationskraft nach unten schaffen. Doch danach sieht es noch nicht einmal ansatzweise aus! Rechnen Sie daher mit einem spürbaren Abdriften auch der deutschen Konjunktur, dem europäischen „Vorbild" folgend, in den kommenden Wochen und Monaten. Der gesamten Eurozone steht der beschleunigte Wiedereintritt in eine rezessive Depression bevor. Die stabile Wallstreet und die Hoffnung auf die EZB sorgen aktuell dafür, dass die Aktienkurse auch in Europa noch relativ stabil sind. Doch diese Zeit läuft ab!

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.investor-verlag.de

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