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Philharmoniker Depot

13.10.13 Goldindikatoren Teil 26 - Fliegendes Gold - Eine historisch einmalige Umschichtung?

Von Johannes Forthmann ...Während man auf den Papiergoldmärkten des Westens äußerst merkwürdige Kurseinbrüche in Sekundenschnelle beobachten kann, findet weiterhin ein ungeheurer Abfluss von physischem Gold nach Osten statt. Dieses zeigen die letzten Gold Import/Exportdaten aus Hongkong. Demnach wurden im August auf Monatsbasis 110,5 Tonnen Gold nach Mainland China verschifft. Wenn diese Entwicklung sich weiter in diesem Tempo fortsetzt, dann wird die jährliche Summe der Exporte bei über 1000 Tonnen liegen. Dieses wäre eine 50%ige Steigerung auf Jahresbasis.

Aber nicht nur die Summe der 110 Tonnen , die nach China exportiert wurden bleibt erstaunlich hoch. Hongkong importierte im August knapp 300 Tonnen Gold aus allen Kontinenten der Welt.

Nur 15 Tonnen davon wurden in andere Länder außer China exportiert. Der Rest blieb in Hongkong. In den ersten 8 Monaten des Jahres importierte man bereits ca. 1.200 Tonnen. Schreitet dieser Prozess ähnlich voran, dann würde Hongkong in diesem Jahr fast 2000 Tonnen Gold importieren. Bei einer Weltjahresproduktion von 2400 Tonnen( ex China) würden dann nur noch 400 Tonnen für die restliche Welt bleiben. Schätzt man den globalen Bedarf außerhalb Chinas auf 220 bis 250 Tonnen monatlich, dann scheint sich hier eine ernsthafte Verknappung anzubahnen.

Bei den oben angegebenen Re- Exporten handelt es sich um Gold, dass beispielsweise von London über die Schweiz nach Hongkong fließt, von dort aus nach China exportiert wird, dann zurückfließt nach Hongkong, in Münzen umgewandelt und erneut nach China exportiert wird. Auch bilaterale steuerliche Aspekte könnten hier eine Rolle spielen.

Über mögliche Gründe dieser ungeheuren Verschiebungen vom Westen nach Asien lassen sich nur Vermutungen anstellen. Sie könnten lauten:

  • eine historische Goldaffinität Chinas
  • Koordinierte Anstrengungen westlicher Zentralbanken einem steigenden Bedarf nachzukommen und gleichzeitig den offiziellen Goldpreis so niedrig wie möglich zu halten.

Comex Lagerbestände

Während die Importe Hongkongs fast exponentiell zunehmen, leeren sich die Lager der Terminbörse Comex. Wegen des Shutdowns sind zurzeit keine aktuellen Daten erhältlich. Die letzten Daten zeigen jedoch, dass dort auf 1 Unze Gold mittlerweile 50.76 Besitzer kommen. Auch so etwas hat es noch nie gegeben.

Historische Parallelen - Der Londoner Goldpool

Die aktuelle Situation auf dem Goldmarkt lässt sich historisch nur mit den Ereignissen um den Londoner Goldpool gegen Ende der 60er Jahre vergleichen.

Betrachten wir die Ereignisse von April 2013 bis heute, dann sind Parallelen unverkennbar. Der Londoner Goldpool wurde 1961 mit dem Ziel gegründet, den Goldpreis bei 35 USD pro Unze zu halten. Mitglieder waren die Federal Reserve Bank, die Bank von England, die Zentralbanken Westdeutschlands, Frankreichs, der Schweiz, Italiens und der Beneluxstaaten. Die Aktivitäten des Goldpools waren zunächst erfolgreich, denn die Banken verkauften, wenn Gold stieg und kauften wenn der Preis fiel. Dann trat Frankreichs Präsident Charles de Gaulle im Juni 1967 von dieser Vereinbarung zurück und begann Frankreichs US-Anleihen gegen Gold einzutauschen.

Aktuelle Parallele 1: Bundesbank will deutsches Gold heimführen und bekam die Auskunft 7 Jahre zu warten.

Der Londoner Goldpool musste kurz darauf geschlossen werden, weil zu viel Gold abfloss. Viele Geschehnisse auf dem Goldmarkt der damaligen Zeit blieben bis heute im Dunkeln. Eine interessante Passage findet man jedoch in dem Buch von Philip Judge: „Lessons from the London Gold Pool.“

„In dieser Woche versuchte der Londoner Goldpool weiter den freien Markt zu bekämpfen und den Preis von 35 USD pro Unze zu verteidigen. Zur Wochenmitte flog man in einer Krisenaktion mehrere Flugzeugladungen von den Vereinigten Staaten nach London, um der Nachfrage nachzukommen. Am Mittwoch wurden auf dem Londoner Goldmarkt 175 Tonnen verkauft, 30 x mehr als gewöhnlich. Am Donnerstag überstieg die Nachfrage 235 Tonnen“.

Aktuelle Parallele 2: Niemand weiß, wie viel Zentralbankgold in den letzten Monaten nach Asien floss.

Zusammenfassung

Der Handel mit physischem Gold hat sich eindeutig nach Asien mit Zentrum Hongkong verlagert. Hierbei scheint es sich nicht nur um einen aktuellen Trend zu handeln, denn es bleibt die Frage offen, ob es von dort jemals wieder zurückströmen wird. Die hier dargestellten aktuellen Daten und historischen Parallelen deuten auf große Umwälzungen innerhalb dieses Sektors hin. Eine Bestimmung des Goldpreises, wie sie zurzeit an westlichen Terminbörsen gehandhabt wird erscheint durch irrational anmutende Preisbewegungen ohne jegliche fundamentale Basis immer fraglicher.

Johannes Forthmann ist deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Herausgeber des JF Research Newsletters. Es wird keine Garantie für die Richtigkeit der hier genannten Daten übernommen. Copyright 2013

Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: www.jf-research.com

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