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Philharmoniker Depot

22.07.17 EZB enttäuscht Erwartungen der Eurobullen

Am gestrigen Donnerstag hatten sich die Investoren deutliche Worte von Mario Draghi, dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), zu einer baldigen Straffung der lockeren Geldpolitik erhofft. Das abgefasste Statement der EZB enthielt jedoch keinerlei Hinweise darauf und Draghi konstatierte, dass man frühestens im Herbst dieses Thema im Rat diskutieren wolle. Für die Eurobullen, die den Euro in Erwartung einer Wende in der Geldpolitik bereits seit langer Zeit nach oben treiben, gleichen die Aussagen einem Tiefschlag. Noch kurioser scheint, dass der Euro im Anschluss 1,5 US-Cent an Wert zulegen und bis auf 1,165 USD ansteigen konnte. Eigentlich gab es nach der Enttäuschung und den dovishen Aussagen keinen Grund hierfür.

Die Zinsen blieben unverändert und es werden weiterhin Staatsanleihen im Volumen von 60 Mrd. Euro monatlich am offenen Markt gegen neu gedrucktes Zentralbankgeld gekauft. Entgegen der Erwartung einer Drosselung, behält sich die EZB weiterhin vor, das Kaufprogramm gar auszuweiten und den Euro damit weiter abzuwerten. Daher handelt es sich bei der Eurostärke bisher lediglich um eine spekulativ getriebene Rallye, die bereits Züge einer kleinen Blase angenommen hat, da der Anstieg um 10 US-Cent im Euro mit 225 Tsd. Long-Kontrakten am Terminmarkt erkauft wurde.

Die Teuerung im Euroraum war in den letzten Monaten rückläufig.

Fakt ist, dass die EZB frühestens im Herbst diskutieren will, ob man im kommenden Jahr das Ankaufprogramm etwas reduzieren wird, was noch sehr weit in der Zukunft liegt. Darüber hinaus hatte die EZB mehrmals bekräftigt die Zinsen bis Ende 2018 nicht anzuheben. Selbst im Fall einer Reduzierung des Ankaufprogramms, wird die EZB voraussichtlich auch im kommenden Jahr weiter Staatsanleihen aufkaufen. Der Anstieg der offiziell ausgewiesenen Teuerung im Euroraum war zuletzt im Juni mit nur 1,26% rückläufig und damit deutlich unterhalb der Zielmarke von 2% bis 4%. Dies gibt der EZB genügend Spielraum für eine Fortführung der aktuellen Geldpolitik, um das Bankensystem weiterhin zu rekapitalisieren.

Der Leitzins der EZB bleibt unverändert bei null Prozent.

In den USA wird die dortige Notenbank voraussichtlich noch in diesem Jahr das fünfte Mal die Leitzinsen anheben, während bereits seit Jahren kein Geld mehr gedruckt wird. Die Weigerung der EZB, eine Trendwende kommunikativ vorzubereiten, deutet auf eine Ausweitung des Ankaufprogramms im kommenden Jahr hin. Vieles spricht dafür, dass sich die Stärke des Euros bald wieder in eine Schwäche wandeln und sich der Widerstandsbereich bei 1,15$ bis 1,16$ als unüberwindbares Hindernis herausstellen könnte.

Beim Euro gibt es eine extreme spekulative Übertreibung.

Der Euro testet gerade die Oberseite der langfristigen trendlosen Handelsspanne.

Draghis dovishe Aussagen und die Fortführung der expansiven Geldpolitik bewirken jedoch vor allem eine reale Abwertung des Euros zu inflationsgeschützten Anlageklassen wie beispielsweise den Edelmetallen. Gold und Silber in Euro werden davon weiter profitieren können und im Preis ansteigen – unabhängig vom Wechselkursverhältnis zwischen den beiden Schwachwährungen „US-Dollar“ und „Euro“. Das ganze Gerede um eine Zinswende in Europa ist bisher nicht mehr als heiße Luft auf die viele Spekulanten gewettet haben, wobei sich noch viele Jahre fundamental nichts ändern wird. Die Basis für eine weitere Abwertung des Euros ist damit vorhanden und steigende Edelmetallpreise sind vorprogrammiert. Die gesamte konjunkturelle Entwicklung der Eurozone ist bisher nur auf Sand des billigen Geldes gebaut und nicht nachhaltig. Es gibt viele Probleme und Krisenherde, die sich seit 2008 nur deutlich verschlimmert haben. Anstatt sich auf Sonnenschein und eine Normalisierung der Geldpolitik auszurichten, sollte man sich auf Sturm und weitere planwirtschaftliche Eingriffe seitens der Regierung und der Zentralbanken vorbereiten.

© Blaschzok Financial Research

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Quelle: www.BlaschzokResearch.de | www.goldsilbershop.de

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