So, am Tag 1 nach dem GReferendum bleibt festzuhalten, dass am Ende noch immer nicht wirklich klar ist, wohin die Odysse der Griechen führen wird. Fest steht indes, dass die EZB in Frankfurt NOCH nicht den Ela-Stecker gezogen hat. In einer Telefonkonferenz beschloss der Rat der EZB, dass die griechischen Banken trotz des Referendums vom Sonntag in unveränderter Höhe Ela-Notkredite der EZB erhalten würden.
Höhere Sicherheiten verlangt
Allerdings fordert die EZB höhere Sicherheiten von den Banken im Gegenzug für die Nothilfen. Im Hinblick auf die Details der Veränderungen bei den verlangten Sicherheiten wurde von Seiten der EZB nichts gesagt. Der Nachrichtenagentur DowJones Newswires zufolge berichteten Informanten aber, dass die Geschäftsbanken trotz der schärferen Anforderungen noch ausreichend Sicherheiten hätten. In der Mitteilung der EZB hieß es weiter, dass die Zentralbank die Entwicklung an den Finanzmärkten genau beobachten würde und alle verfügbaren Instrumente anwenden werde, um Preisstabilität in der Eurozone zu wahren, sofern das Mandat dies erlaube.
Allem Anschein nach wartet die Draghi-EZB also noch ab. Die Wartezeit dürfte aber allerspätestens am 20.7.2015 beendet sein. Denn just an jenem Montag muss Griechenland 3,5 Milliarden Euro an die EZB zahlen. Sollten die Griechen nicht zahlen, dürfte es für den EZB-Rat extrem schwer werden, die Ela-Kredite weiter an griechische Banken aufrechtzuerhalten.
Apropos Wartezeit, die griechischen Bankkunden werden wohl – wenn überhaupt – frühestens wieder am Donnerstag die griechischen Banken geöffnet sehen. Aber selbst dies ist in dieser extremen Krisensituation ungewiß.Ungewiß wie die Frage, wie hoch am Ende die Verluste der Sparer tatsächlich ausfallen werden.
Reaktionen von Ökonomen
Und last but not least gibt es heut in der Kapitalschutz Akte noch Reaktionen von zwei Top-Ökonomen Deutschlands. Und zwar vom ifo-Präsident Professor Hans-Werner Sinn und vom Präsidenten des DIW Berlin, Prof. Marcel Fratzscher.
Sofortige Rückkehr zur Drachme
Herr Sinn bringt auf dan Punkt, dass Griechenlands Staat nach der offiziellen Feststellung des Rettungsschirms EFSF insolvent sei. Und da er eben insolvent ist, seien es auch die Banken, mit denen er vielfach verbunden ist. In dieser Situation dürfe Sinn zufolge die EZB nicht mehr zulassen, dass die griechische Notenbank den Banken weitere Notkredite gewährt. Damit komme aber die Wirtschaft zum Erliegen, wenn nicht rasch ein neuer fiskalischer Rettungsschirm aufgespannt werde oder Griechenland in die Drachme zurückkehrt. Da laut Sinn absehbar sei, dass die Verhandlungen über einen weiteren Rettungsschirm nur noch mehr Zeit kosten, ohne zum Erfolg zu führen, sollte Griechenland nun den Sprung in die eigene Währung wagen. Die Drachme sollte sofort als virtuelle Währung eingeführt werden, in die alle Kontrakte des Landes einschließlich der Schuldkontrakte mit Ausländern umgewandelt werden. Das würde die Solvenz des griechischen Staates und der griechischen Banken wieder herstellen.
Rasche Abwertung der Drachme
Da die neue Drachme rasch abwerten würde, käme es laut Prof. Sinn vermutlich schon nach ein, zwei Jahren wieder zu einem kräftigen Wirtschaftsaufschwung, weil weniger Importware gekauft und der Tourismus belebt werde. Außerdem komme das Fluchtkapital sehr rasch zurück. Die Staatengemeinschaft sollte den schwierigen Umstellungsprozess mit großzügigen Übergangshilfen abfedern, die für humanitäre Hilfen an die Ärmsten zweckgebunden sind, so die Forderung von Prof. Sinn. Ferner sollte sie Griechenland die Möglichkeit eröffnen, zu einem späteren Zeitpunkt gestärkt und zu einem anderen Wechselkurs in den Euro zurückzukehren.
Skeptischer Fratzscher
Sehr pessimistisch äußerte sich gestern auch gegenüber Reuters Prof. Marcel Fratzscher. Das Referendum bedeute eine politische und wirtschaftliche Katastrophe für Griechenland. Das Referendum werde die humanitäre Katastrophe der griechischen Bürger nochmals verstärken. Die Wirtschaft Griechenlands werde in den kommenden Monaten in eine noch tiefere Depression abgleiten, die Arbeitslosigkeit weiter steigen und soziale Verwerfungen sich weiter verstärken.Der Ausblick für eine Einigung über ein neues Hilfsprogramm sei mit dem Referendum deutlich schlechter geworden.
Zusammenbruch erwartet
Prof. Fratzscher erwartet in den kommenden Wochen einen kompletten Zusammenbruch des griechischen Bankensystems. Die EZB werde ihre Notfallhilfen nicht aufrecht erhalten können. Ich erwarte die Einführung von staatlichen Schuldscheinen, also von einer Parallelwährung zum Euro. Ein Grexit sei und bleibe die schlechteste Option für Griechenland, aber sie werde laut Fratzscher immer wahrscheinlicher...
Dieser Bericht wurde nicht geprüft. Für Richtigkeit der Angaben übernimmt Silbernews keine Haftung.
Quelle: http://www.investor-verlag.de